Das Foto zeigt die Hand einer alten Dame, die ein Spiel spielt
dpa/picture alliance/ZB

Genetik
Nur begrenzte Vorhersage bei Alzheimer möglich

Immer mehr Menschen wollen sich genetischen Tests zur Entdeckung von Alzheimer unterziehen. Doch wie aussagekräftig sind sie?

15.03.2018

Die Bereitschaft, sich diagnostischen und genetischen Tests für die Alzheimer Krankheit zu unterziehen, wächst – selbst wenn keine familiäre Belastung vorliegt und auch keine leichten kognitiven Beeinträchtigungen bestehen. Dabei sind solche Tests lediglich für einen sehr kleinen Personenkreis sinnvoll, denn der Einfluss der Gene auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist geringer, als häufig vermutet wird.

Der größte Risikofaktor für eine Alzheimer-Erkrankung ist nicht die genetische Disposition, sondern das Lebensalter. Das geht aus der "Stellungnahme zum Umgang mit prädikativen Tests auf das Risiko für die Alzheimer Krankheit" hervor, die die Bundesärztekammer (BÄK) auf Empfehlung ihres Wissenschaftlichen Beirats vorgelegt hat.

Verschiedene Faktoren wichtig

Der Wunsch nach einer Risikoabschätzung durch prädiktive Tests hängt demnach von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören neben konkreter Erfahrung mit der Krankheit durch Angehörige auch das Geschlecht (Frauen überwiegen) und der Bildungsgrad (je höher, desto größer ist die Bereitschaft).
Empirische Studien zeigten, dass bei einer Reihe von Betroffenen Schwierigkeiten auftreten, eine angemessene Risikoabschätzung nach den ihnen übermittelten prädiktiven Informationen selbst vorzunehmen. Zudem sei das Wissen um die weiterhin zu beachtende begrenzte Aussagekraft solcher Tests in der Bevölkerung, aber auch in Teilen der Ärzteschaft kaum verbreitet.

Die Stellungnahme soll Ärztinnen, Ärzte und Interessierte sachlich und kompakt über die Aussagekraft diagnostischer und genetischer Tests zum individuellen Alzheimer-Risiko informieren. Drei Personengruppen stehen dabei im Vordergrund: Menschen ohne objektive und kognitive Defizite und ohne familiäre Belastung, Menschen ohne Symptome und mit familiärer Belastung sowie Patienten mit subjektiven Beschwerden. Lediglich für die zweite Personengruppe seien nach Auswertung der aktuellen wissenschaftlichen Literatur bestimmte prädiktive Tests sinnvoll – allerdings nur nach entsprechender ärztlicher Aufklärung, heißt es.

Bislang ernüchternde Bilanz

Wirksame Maßnahmen, die der Alzheimer Krankheit vorbeugen, ihren Verlauf verlangsamen oder diese sogar heilen können, stünden bisher nicht zur Verfügung. Die Bilanz der klinischen Prüfungen mit potenziellen Wirksubstanzen gegen die Alzheimer Krankheit sei bislang ernüchternd. Vor dem Hintergrund der fehlenden Präventions- und Heilungsmöglichkeiten könnten die Testresultate den Betroffenen und ihren Angehörigen eventuell schaden, warnt die BÄK. Sie sollten daher nicht ohne qualifizierte ärztliche Begleitung wahrgenommen werden.

mue