Illustration einer Frau, die dasselbe Gehalt wie ein Mann erreicht; zwei Figuren, die auf einem Stapel aus Münzen stehen
mauritius images / Feodora Chiosea / Alamy

Gender Pay Gap
Paare schummeln in Umfragen zum Gehalt

Wer verdient mehr? Männer und Frauen machen in Umfragen falsche Angaben zu ihrem Einkommen. Dadurch stehen die Männer besser da.

10.12.2019

Die Ergebnisse von Gehaltsumfragen unter Paaren werden durch soziale Normen verzerrt. Einer Studie zufolge besteht eine Diskrepanz zwischen amtlichen Daten und den Eigenangaben der Paare, wer wieviel zum gemeinsamen Einkommen beiträgt. In der Studie, über die zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, verknüpften Wissenschaftlerinnen der Universität Basel amtliche Einkommensdaten und Umfragedaten derselben Personen von Schweizer Paaren.

Die Schlussfolgerung der Autorinnen: Die gesellschaftliche Norm, dass der Mann mehr verdienen soll, führt – anders als bisherige Umfragedaten nahelegten – nicht dazu, dass Frauen sich Stellen suchen, in denen sie knapp weniger verdienen als ihr Mann, sondern lediglich zu Falschangaben in Umfragen.

Die in der Studie berücksichtigten Umfragen beobachteten, dass es weit weniger Paare gibt, in denen die Frau knapp mehr verdient als ihr Partner, als es Paare gibt, in denen der Mann etwas mehr verdient. In amtlichen Steuer- und Sozialversicherungsregistern mit tatsächlichen Einkommen war dieser Effekt jedoch deutlich weniger stark ausgeprägt. Diese Diskrepanz ergibt sich den Autorinnen zufolge aus systematischen Falschangaben in Umfragen zum Einkommen.

Paare geben vor allem das Gehalt des Mannes höher an

Bei Paaren, in denen die Frau mehr verdient, werden die Einkommen der Männer demnach in Umfragen systematisch zu hoch angeben, die der Frauen systematisch zu tief. Beide Parteien geben dabei beide Einkommen falsch an, Männer passen jedoch besonders ihr eigenes, Frauen das Einkommen des Mannes an.

Besonders ausgeprägt seien die Falschangaben bei Paaren, in denen die wahren Einkommensverhältnisse die männliche Identität bedrohten: Etwa wenn die Frau mehr verdient, trotz gleicher oder geringerer Bildung beziehungsweise bei gleichem oder geringerem Arbeitspensum im Vergleich zum Mann.

Der Gender Pay Gap unterscheide sich in der Studie entsprechend zwischen den Umfragedaten und amtlichen Daten. Bei Umfragen fiel er um neun bis 13 Prozent höher aus. Die gesellschaftliche Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern laufe deshalb Gefahr, überschätzt zu werden, wenn Politikerinnen und Politiker auf Umfragebasis diskutierten, so die Autorinnen.

ckr