Ein Mann in dunklem Pullover schaut nachdenklich, während hinter ihm zahlreiche Kameras Fotos machen: Es ist Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck von den Grünen.
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Wissenschaftliche Integrität
Plagiatsvorwürfe gegen Robert Habeck

Grünen-Kanzlerkandidat Habeck ist mit seiner Dissertation (2001) ins Visier eines Plagiatssuchers geraten. Die Universität entlastet ihn erneut.

14.02.2025

Universität entlastet Habeck erneut 

Update vom 14. Februar 

Die Universität Hamburg hat die Plagiatsvorwürfe gegen den Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck auch in einer zweiten Prüfung entkräftet. Diese habe das Ergebnis der ersten Prüfung bestätigt, teilte die Hochschule in einer öffentlichen, aktualisierten Stellungnahme am 13. Februar mit. Neue Hinweise seien nun ebenfalls "sorgfältig begutachtet und fachlich eingeordnet" worden. Es gebe kein wissenschaftliches Fehlverhalten. "Dieses Ergebnis wurde Dr. Robert Habeck schriftlich mitgeteilt, wobei die Empfehlungen zur Überarbeitung bestimmter Zitate und Fußnoten der Dissertation um einzelne Stellen ergänzt wurden."

****Stand vom 11. Februar****

Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl hat die Universität Hamburg Plagiatsvorwürfe gegen den Kanzlerkandidaten Dr. Robert Habeck (Grüne) entkräftet. Es liege kein wissenschaftliches Fehlverhalten vor, teilte die Hochschule in ihrer Stellungnahme vom 10. Februar mit. Dabei geht es um Habecks 2001 veröffentlichte Doktorarbeit "Die Natur der Literatur". Hintergrund sind Vorwürfe des österreichischen Plagiatssuchers Dr. Stefan Weber. 

Der Bundeswirtschaftsminister sagte bereits vor der Veröffentlichung der Vorwürfe in einem Social-Media-Video, ihm seien im Januar eine Reihe sehr spezifischer Vorwürfe zugetragen worden. "Dabei geht es nicht, wie sonst, um Textplagiate, sondern um Ungenauigkeiten in den Fußnoten", so Habeck. Er habe, gleich nachdem ihm das bekannt wurde, die Ombudsstelle der Universität Hamburg um Sichtung und Prüfung seiner Dissertation gebeten. 

Universität Hamburg sieht kein Fehlverhalten 

Die Universität Hamburg teilte mit, es sei festgestellt worden, dass gemäß ihren Regeln kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliege, da "weder vorsätzlich noch grob fahrlässig gegen die Standards der guten wissenschaftlichen Praxis verstoßen wurde". Die Eigenständigkeit der Forschungsleistung sei bestätigt worden. Habeck seien zusätzlich Empfehlungen zur Überarbeitung einzelner Zitate und Fußnoten der Dissertation übermittelt worden. "Diese Empfehlungen beruhen auf den heutigen Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, welche zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit zum Teil noch nicht in gleicher Weise formalisiert waren." 

Weiter hieß es von der Universität, die Ombudsstelle habe von Habeck inzwischen neue Hinweise zur Doktorarbeit erreicht. Diese würden aktuell ebenfalls sorgfältig begutachtet und fachlich eingeordnet. Habeck sprach von weiteren Fußnoten, die Weber bemängele. Das meiste sei deckungsgleich mit dem, was die Hochschule schon gründlich geprüft und bewertet habe.

Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, erklärte laut Deutscher Presseagentur, Habeck habe ihn persönlich um Rat gebeten. Dass es sich bei der Dissertation um eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit handle, die auf Basis eigener Forschung neue Erkenntnisse erziele, sei seit der Promotion im Jahr 2000 nicht angezweifelt worden. "Daran hat sich durch die neuerdings erhobenen Vorwürfe gegen Habecks Promotionsleistung, die er mir bereits im Januar gegenüber dargebracht hat, nichts geändert." Weiter erklärte Haug: "Aus der Überprüfung der Vorwürfe gegen Robert Habeck einen wissenschaftlichen Skandal machen zu wollen, wäre nicht zu rechtfertigen." 

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Plagiatssucher wirft Habeck simulierte Quellenarbeit vor 

Weber warf Habeck auf der Plattform X vor, es gehe nicht um Ungenauigkeiten in den Fußnoten. "Sie haben methodisch eine Quellenarbeit simuliert, die nicht stattgefunden hat." Habeck habe sehr wohl auch Textfragmente plagiiert. In seiner veröffentlichten Untersuchung spricht Weber von 128 "Quellen-, Zitats- und Textplagiaten". Die Rede ist von einem "Anschein der Belesenheit": Habeck habe die Werke von Autorinnen und Autoren wie Primärquellen zitiert, aber diese offensichtlich nie als Originalquellen konsultiert und offensichtlich nie gelesen – da die Quellenangaben nachweislich von anderen, ungenannten Werken abgeschrieben worden seien. Webers Fazit: "Die Quellenarbeit von Robert Habeck ist in Summe als verfehlt und unwissenschaftlich zu bezeichnen." 

Im Sommer 2021 und damit wenige Monate vor der Bundestagswahl hatte Weber Vorwürfe gegen die damalige Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erhoben. Dabei ging es um Baerbocks Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern". Weber hatte im Sommer 2021 auch kritisiert, der damalige Unionskanzlerkandidat Armin Laschet habe in seinem Buch "Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance" Stellen unzitiert übernommen.

 

aktualisiert am 14. Februar, erstmals veröffentlicht am 11. Februar 2025

dpa/cva