Bild der "Polarstern" im dünnen Meereis am Nordpol
Steffen Graupner/AWI

Arktis-Expedition
"Polarstern" im Endspurt schneller als gedacht

Das Forschungsschiff "Polarstern" hat im dünnen Meereis den Nordpol erstaunlich früh erreicht. Der finale Expeditionsteil führt es nach Sibirien.

20.08.2020

Das Forschungsschiff "Polarstern" hat auf dem letzten Fahrtabschnitt seiner Arktis-Expedition "Mosaic" den nördlichsten Punkt der Erde erreicht. "Es war ein unglaublich schneller Ritt", sagte Expeditionsleiter Markus Rex der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. "Wir hatten einen breiten Bereich mit geringer Eiskonzentration und dünnem Eis." Gestartet war die "Polarstern" auf der Nordseite Grönlands. Normalerweise sei das Seegebiet dort so dicht bedeckt mit teilweise mehrjährigem Meereis, dass eine Fahrt dort nicht empfehlenswert sei, betonte Rex.

"Es ist erschreckend zu sehen, wie dünn das Meereis ist und wie schnell es schmilzt. Es muss dringend etwas passieren. Die Arktis kann nicht lange warten." Das Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) hatte im Juli mitgeteilt, dass die arktische Meereisausdehnung so gering ist, wie es seit Beginn der Satellitenmessungen für den Monat Juli noch nie beobachtet wurde.

Das arktische Eis erreicht gewöhnlich im März seine größte und im September seine geringste Ausdehnung. Im September 2012 war mit 3,4 Millionen Quadratkilometern die bislang kleinste Eisfläche seit 1979 beobachtet worden, im September 2019 die zweitgeringste Ausdehnung. Ob die Negativ-Rekorde in diesem Jahr noch einmal getoppt werden, werde sich im September zeigen, so Rex.

Die "Polarstern" ist seit elf Monaten in der Arktis unterwegs. Zunächst driftete sie mit einer riesigen Scholle mit, Ende Juli zerbrach diese. Seitdem fährt der Eisbrecher unter Motor wieder Richtung Norden. "Wir werden über den Nordpol hinaus Richtung Sibirien fahren, um uns eine neue Eisscholle zu suchen", sagte Rex. Dort wollen die Wissenschaftler den beginnenden Gefrierprozess beobachten. Es ist das letzte Puzzlestück, das den Forschern in der Beobachtung des Jahreszyklus des Eises in der Arktis fehlt.

dpa