Zwei Kolleginnen vergleichen Studienergebnisse
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Wissenschaftliche Standards
Replikationskrise kein Thema in breiter Öffentlichkeit

Die Diskussion über die Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen scheint eine inner-wissenschaftliche Debatte. Teils wird sie politisch genutzt.

14.12.2020

Der Großteil der Bevölkerung in Deutschland hat von der Diskussion über eine mangelnde Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen noch nichts gehört. 75 Prozent antworteten laut einer Sonderauswertung des deutschen "Wissenschaftsbarometer" entsprechend, wie die Kommunikationsforscher Niels G. Mede und Professor Mike Schäfer in der Dezember-Ausgabe von Forschung & Lehre schreiben.

Insbesondere Befragten ohne Universitätsabschluss oder mit wenigen Kontakten zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist laut Studie nicht bekannt, dass wissenschaftliche Studien bisweilen nicht mit demselben Ergebnis wiederholt werden könnten. Insbesondere in der Psychologie wird dies kritisch diskutiert, was in der Bevölkerung nicht bekannt ist.

Debatte über Replizierbarkeit: Zeichen für Qualitätssicherung

Dass Forschende über Schwächen bei der Replikation diskutieren, bewerteten die Befragten laut Auswertung größtenteils positiv. 65 Prozent halten dies für ein Zeichen der Qualitätssicherung in der Forschung. 80 Prozent sind außerdem der Meinung, dass Irrtümer und Korrekturen zur wissenschaftlichen Arbeit dazugehörten. Dass erfolglose Wiederholungsstudien zeigen würden, dass der Wissenschaft nicht zu vertrauen sei, sagten 18 Prozent.

Unter Wählerinnen und Wählern der AfD ist die Skepsis signifikant häufiger als bei Anhängerinnen und Anhängern anderer Parteien. Die Replikationskrise ist unter ihnen jedoch nicht bekannter als in anderen Gruppierungen.

Die Ergebnisse der Auswertung sollten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Anreiz sehen, weiter an ihrer Glaubwürdigkeit zu arbeiten, schreiben Mede und Schäfer. Vom Großteil der Bevölkerung würde es honoriert und gleichzeitig vermeide es, dass mit Glaubwürdigkeitsdefiziten Politik gemacht würde.

kas