Waldseemüller-Karte
dpa

Krimi um Globuskarte
Schatz entpuppt sich als Fälschung

Eine berühmte historische Karte in der Bayerischen Staatsbibliothek hat sich als Fälschung entpuppt. Wie steht es um die anderen "Originale"?

16.02.2018

Die Waldseemüllerkarte, eine berühmte historische Karte in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, hat sich als Fälschung entpuppt. Bei der historischen Waldseemüllerkarte handele es sich nicht um ein Orginal, sondern um eine wohl vor 1960 entstandene Kopie des Exemplars in der Universität von Minnesota/USA. Vermutlich sei sie das Werk eines "klugen Restaurators", sagte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek in München, Klaus Ceynowa.

Diesen Schluss ließe die hohe Professionalität zu, mit der die Kopie angefertigt worden sei, und die Tatsache, dass sie in dem Frühdruck, eine sogenannten Inkunabel, eingebunden war. Dieses Vorgehen sei früher nicht unüblich gewesen: "Daher war das für uns ein Echtheitsindiz, erklärte Ceynowa. Der Missetäter sei geschickt vorgegangen, die Kopie nachträglich in das Buch einzufügen. Konkrete Anhaltspunkte, wer die falsche Karte erstellt hat, gebe es allerdings nicht. Die sogenannte Globensegmentkarte wurde von dem Freiburger Kartographen Martin Waldseemüller (1470-1522) erstellt. Sie ist dafür berühmt, dass auf ihr erstmals der Name "America" verwendet wird.

Die Staatsbibliothek hatte ein Exemplar der Weltkarte 1990 für zwei Millionen D-Mark gekauft. Der Verdacht einer Fälschung kam auf, als ein weiteres Exemplar beim Auktionshaus Christie's in London bekannt wurde. Vor der Versteigerung verglich das Auktionshaus die Karte mit dem Dokument in München. Die Bayerische Staatsbibliothek führte daraufhin eine materialwissenschaftliche Untersuchung durch mit dem Ergebnis, dass es sich bei beiden Karten um Kopien des Exemplars in den USA handelt.

Vier originale Globensegmentkarten gebe es noch weltweit – eine davon in der Universitätsbibliothek der LMU München und eine zweite in der Historischen Bibliothek in Offenburg (Baden-Württemberg). "Wir sind davon überzeugt, dass unsere Karte echt ist", so Oberbürgermeisterin Edith Schreiner. Um auf Nummer sicher zu gehen, werde die Karte allerdings erneut überprüft. 

Auch Klaus-Rainer Brintzinger, Direktor der Universitätsbibliothek in München, kann eine Fälschung "mit relativ hoher Sicherheit" ausschließen. Zum einen sei die Karte ohnehin ein Unikat, weil sie mit keiner anderen exakt übereinstimme. "Daher kann sie von keiner anderen Karte kopiert worden sein." Zum anderen ließe das Wasserzeichen auf dem Papier das Dokument relativ genau datieren – auf einen Zeitraum zwischen 1500 und 1510.

dpa