Ärztin spritzt einem Patienten einen Impfstoff in den Arm
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Studien zu Biontech/Pfizer-Impfstoff
Schutz vor Ansteckung nach Impfung nicht belegt

Studien aus Israel und Großbritannien lassen hoffen, dass eine Impfung die Übertragung von Corona verhindert. Klar belegt ist das noch nicht.

22.02.2021

Ein Forschungsmanuskript aus Israel hat für Aufsehen gesorgt: Verbunden ist damit die Hoffnung, dass eine Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer nicht nur vor Erkrankungen, sondern auch vor einer Ansteckung weiterer Personen schützen könnte. Das würde enorm helfen, um die Infektionslage in den Griff zu bekommen. Die diskutierte Untersuchung ergab jedoch laut aktuellen Medienberichten zunächst, dass der Wirkstoff von Biontech/Pfizer "hocheffektiv" bei der Verhinderung von einer erneuten Infektion mit Sars-CoV-2 sei, und das Ergebnis sei umstritten. Ob eine Impfung auch vor der Ansteckung anderer Personen schützt, wurde noch nicht abschließend untersucht.

Durchgeführt wurde die Untersuchung von dem Unternehmen Biontech und Pfizer zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium. Die Ergebnisse wurde israelischen Journalisten des Internetportals "ynet" zugespielt. Sie wurden bislang jedoch weder fachlich geprüft noch ist die Untersuchung veröffentlicht. Die beteiligten Unternehmen und das israelische Gesundheitsministerium wollten sich auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zur Studie äußern.

Die beteiligten Forscherinnen und Forscher hatten für ihre Studie die Daten von Zehntausenden positiven Coronatests in Israel ausgewertet, und dabei  geschaut, wieviele der Infizierten geimpft oder nicht geimpft waren. Das Ergebnis: Der Anteil der Menschen mit vollem Impfschutz, der in einem bestimmten Zeitraum positiv auf Corona getestet wurde, war wesentlich niedriger als der Anteil bei den Nichtgeimpften. Die Studienautoren schreiben in Bezug auf diesen Schutz von einer "Effektivität" von 89,4 Prozent.

Impf-Experte Dr. Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) hält den Wert von 89,4 Prozent für wenig belastbar. So habe es bei der Untersuchung nicht zwei definierte Gruppen (Geimpfte und Ungeimpfte) gegeben, die in festgelegter Form regelmäßig getestet wurden. Stattdessen wurde auf Daten freiwilliger Tests zurückgegriffen, die Vergleiche nur schwer möglich machen. Der Experte hofft, dass das Vorgehen der Studienautoren durch den nun folgenden wissenschaftlichen Begutachtungsprozess detaillierter und nachvollziehbarer dargestellt wird, als es in der momentanen Fassung der Fall ist.

Die Autorinnen und Autoren der Studie selbst gaben zu bedenken, dass in Israel Ungeimpfte häufiger getestet werden als Geimpfte. Allein aus diesem Grund könnte es schon mehr positive Tests in der Gruppe der Ungeimpften gegeben haben. Wie groß die Differenz bei der Häufigkeit der Tests ist, ist aktuell nicht bekannt.

Britische Daten stützen Hinweise aus Israel

Israels Corona-Beauftragter Nachman Asch habe am Sonntag jedoch gesagt, es sei noch unklar, inwieweit die Corona-Impfung auch eine Ansteckung anderer verhindere. Er hoffe, dass man in den kommenden Wochen mehr darüber herausfinden werde. Auch andere Impfstoffhersteller untersuchen derzeit, inwieweit Corona-Impfstoffe die Ansteckung von Geimpften und von ihnen ausgehend weiterer Personen verhindern können. Belastbare Daten gibt es für die drei in der EU zugelassenen Impfstoffe bisher nur mit Blick darauf, wie gut sie vor einer Corona-Erkrankung schützen – also vor den mitunter heftigen Symptomen, die auf eine Infektion folgen.

Auch eine Analyse britischer Daten weist darauf hin, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Ansteckungen mit dem Coronavirus verhindert. Das Risiko für eine Infektion sinke nach der ersten der beiden vorgesehenen Dosen um rund 70 Prozent, nach der zweiten um etwa 85 Prozent, jeweils verglichen mit dem Risiko ungeimpfter Menschen, teilte die britische Gesundheitsbehörde Public Health England am Montag mit. Die Behörde berief sich dabei auf vorläufige, noch nicht von unabhängigen Experten geprüfte Daten.

Die Werte gehen auf die "Siren"-Studie zurück, bei der für eine Gruppe von etwa 40.000 Mitarbeitern aus dem Gesundheitsbereich unter 65 Jahren regelmäßig Fragebögen zu Symptomen, Abstriche und Blutserum-Proben analysiert werden. Alle zwei Wochen werden sie auf das Coronavirus getestet, um herauszufinden, ob nach einer durchgemachten Erkrankung oder einer Impfung eine erneute Infektion auftreten kann. Wie viele der Teilnehmenden geimpft wurden und wie viele eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, geht aus den Angaben nicht hervor.

aktualisiert am 22.02.2021 um 17:20 Uhr, zuerst veröffentlicht um 10:15 Uhr

dpa/kas/ckr