Goldmünze von Kaiser Zeno aus dem Jahr 480
picture alliance/dpa-Zentralbild / Hendrik Schmidt

Archäologie
Sensationsfund in altem Gräberfeld

Im Südharz haben Archäologen 1500 Jahre alte Gräber mit reichen Grabbeigaben entdeckt, vermutlich von Fürsten. Die Rede ist von einer Sensation.

Von Thomas Schöne 19.09.2020

Archäologen haben ein komplettes, rund 1.500 Jahre altes Gräberfeld mit reichen Grabbeigaben nahe der Ortschaft Brücken-Hackpfüffel im Landkreis Mansfeld-Südharz entdeckt. "In Deutschland ist das der Sensationsfund der letzten 40 Jahre", sagte Projektleiterin und Archäologin Dr. Susanne Friederich vom Landesmuseum Halle. "Die einzigartigen Funde lassen darauf schließen, dass hier höhergestellte Persönlichkeiten beerdigt wurden." Die Experten vermuten in der Nähe des Friedhofes die Siedlung eines Fürstenhofes aus der Zeit von 480 bis 530. Das Areal wurde bei Bauarbeiten für eine Hühnerzuchtanlage zufällig entdeckt.

Ein mit geschwungenen Rillen verzierter Spitzbecher aus Glas sieht aus, als komme er frisch aus der Glasbläserei. "Das ist das Gefäß für eine Schwimmdochtlampe", sagte Friedrich.

"Der Friedhof umfasst knapp 60 Gräber", sagte Archäologe Arnold Muhl. In den Gräbern fanden sich unter anderem eine gläserne verzierte Schüssel, ein Spinnwirtel aus Glas, etliche silbervergoldete Gewandspangen, ein Schwert und ein Schildbuckel aus Eisen sowie eine Goldmünze des oströmischen Kaisers Zeno um 480. "Die Glasstücke stammen aus den gallorömischen Werkstätten längs des Rheins, nur sie beherrschten diese Technik", sagte Muhl. An einer Gewandspanne haftete Stoff." Die Gewandspangen, Fibeln genannt, könnten den germanischen Stämmen der Langobarden, Alemannen und Thüringern zugeordnet werden.

Vor Grabräubern geschützt

Aber warum blieb hier alles über die Jahrhunderte unangetastet? "Das Gräberfeld befand sich in einer Senke, darüber war im Laufe der Zeit bis zu 1,20 Meter Erde als schützende Schicht geschwemmt worden. Das ist ein ganz fantastischer Umstand, weil nie ein Pflug diese Gräber beschädigte und oberirdisch war nichts zu sehen, so dass auch Raubgräber in der jüngeren Zeit nicht herankamen", sagte Friederich.

Interessant ist, dass damals ein Grabhügel um die kreisförmig angeordneten Gräber angelegt wurde. Zudem wurden in einem zentralen Grab, etwa vier mal vier Meter, elf Tiere entdeckt: Rinder, Pferde und Hunde. "Es scheint so, als ob es sich hierbei um Nachbestattungen handelt", sagte die Archäologin. Sie geht davon aus, dass es sich bei dem Platz um einen besonderen Ort gehandelt haben muss. "In einer Ecke dieses zentralen Grabes kamen feingliedrige Metallteile zutage. Um Beschädigungen zu vermeiden, wurde ein 80 mal 80 Zentimeter großer Block gegossen, der in den kommenden Wochen im Labor freigelegt wird." Nach jetzigem Erkenntnisstand handelt es sich in dem Block um einen zusammengerückten Bronzekessel.

Die Wissenschaftler hoffen durch die Analyse der Knochen und Artefakte auf konkrete Einblicke in das Leben der Menschen zur Zeit der Völkerwanderung.

dpa