Michael Kretschmer, Ministerpräsident in Sachsen, Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Reiner Haseloff, Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, bei einer Pressekonferenz.
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Sachsen und Sachsen-Anhalt
Startschuss für "Großforschungs-Institute" im Osten

Zwei Konzepte für Forschungszentren haben sich in einem Wettbewerb durchgesetzt: eins für Chemie und eins für Astrophysik. Sie werden nun umgesetzt.

29.09.2022

In Sachsen und Sachsen-Anhalt entstehen in den kommenden Jahren zwei mit Milliarden geförderte große Forschungsinstitute. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, Michael Kretschmer und Reiner Haseloff (beide CDU) gaben am Donnerstag in Berlin Einzelheiten bekannt. So soll im sächsischen Teil der Lausitz ein "Deutsches Forschungszentrum für Astrophysik (DZA)" gebaut werden und im mitteldeutschen Braunkohlerevier ein "Center for the Transformation of Chemistry (CTC)".

Am CTC werden auch die Universitäten in Halle und Leipzig sowie das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam beteiligt sein, teilten die Institutionen mit. Die Universität Dresden wird an beiden Forschungszentren mitwirken. Den Aufbau des DZA wird auch das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY weiterhin unterstützen. Als mögliche Standorte für die verschiedenen Teile der neuen Einrichtungen wurden am Donnerstag Görlitz, die Umgebung von Bautzen und Delitzsch in Sachsen genannt. Haseloff betonte aber, dass es auch Verbindungen zu den Chemie-Standorten in Sachsen-Anhalt geben werde.

Forschungszentren wichtig für den Strukturwandel

Beide Konzepte setzten sich in einem Ideenwettbewerb von BMBF und den beiden Ländern gegen knapp 100 Ideen und in der Schlussrunde gegen vier weitere Bewerber durch. Die zwei geplanten "Forschungstanker", wie sie Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) bezeichnet hatte, sind Teil eines Aufbauprogramms im Zuge des beschlossenen Ausstiegs aus der Stromgewinnung durch Kohleverbrennung bis 2038. Um die Wirtschaft in den Kohleregionen zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen hatten Bund und Länder milliardenschwere Fördermaßnahmen vereinbart.

"Die beiden Großforschungszentren werden in der sächsischen Lausitz und dem mitteldeutschen Revier ein unverwechselbares wissenschaftliches Profil entstehen lassen, aber sie werden auch für die Region so wichtige Arbeitsplätze schaffen", sagte Stark-Watzinger. Allein der Bund werde bis 2038 jedes der beiden Zentren mit mehr als 1,1 Milliarden Euro finanzieren. Dazu kommen Gelder der Länder.

Nach einer dreijährigen Projektphase mit Aufbau- und Forschungsbetrieb könne es 2026 mit dem Bauen losgehen, sagten die Gründungsdirektoren des DZA, Günther Hasinger, und des CTC, Peter H. Seeberger, am Freitag in Dresden. An den beiden Forschungszentren direkt entstünden je rund 1.000 neue Arbeitsplätze sowie weitere Tausende im Umfeld der Zentren.

Beim DZA, einer gemeinsamen Initiative der Astronomie und Astroteilchenphysik, sollen unter anderem Datenströme verschiedener astronomischer Observatorien weltweit in Sachsen zusammenlaufen und neue Halbleiter-Sensoren und Silizium-Optiken für Observatorien entwickelt werden. Ziel des CTC soll es sein, eine Kreislaufwirtschaft und "nachhaltige" Chemie zu ermöglichen, die auf nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien aufbaut.

aktualisiert am 30.09.2022 um 14.51 Uhr, zuerst veröffentlicht am 29.09.2022

dpa/ckr