

Bundestagswahl 2025
Stimmung unter Deutschen ratlos und aufgeheizt
Die Menschen in Deutschland sind vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ratlos, enttäuscht und haben große Verlustängste. Das ist das Ergebnis der aktuellen tiefenpsychologischen Wahlstudie des Kölner Rheingold Instituts, die "Forschung & Lehre" vorab vorlag. Die Stimmung hierzulande wird von den Befragten sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum als explosiv wahrgenommen.
Die schlechte Stimmung in der Bevölkerung ist laut dem Rheingold Institut die Folge einer stotternden Wirtschaft, fehlgesteuerter Migration und bröckelnder Infrastruktur. Diese drängten zunehmend in den Alltag ein und erzeugten bei den Menschen das Gefühl, ohne Ausweg inmitten von Problemen festzustecken. Die Verantwortung für die bestehenden Probleme und den empfundenen Niedergang Deutschlands werde von den Befragten vor allem der Politik zugeschrieben.
Wahlstudie: Fehlende Aufbruchsstimmung
Die empfundene Ausweglosigkeit in der Bevölkerung manifestiere sich laut Stephan Grünewald, Leiter des Rheingold Instituts, auf drei Ebenen: "Politisch fehlen überzeugende Visionen und weder die Kandidaten noch die Koalitionsoptionen überzeugen die Wählenden", so Grünewald. Der Rückzug in private "Wohlfühl-Blasen" für ein gutes Gefühl funktioniere nicht mehr. Grund seien unter anderem steigende Preise und eine aufgeheizte Stimmung im Land. Die Menschen zeigten sich in ihren Grundfesten erschüttert und hätten kaum Zuversicht, dass sich die Lage durch einen Regierungswechsel verbessern werde.
Von einer Aufbruchsstimmung mit Blick auf mögliche Koalitionen sei nichts zu spüren. Deutschland werde als marode erlebt und insgesamt fragen sich laut Grünewald viele, was "mit dem eigenen schönen Land" passiert sei. Gleichzeitig wachse die Sehnsucht nach einem starken Krisenmanager, ein Profil, das keiner der Kandidaten erfülle. Stephan Grünewald betont dazu: "Die Tatsache, dass sich die zerstrittenen Protagonisten der gescheiterten Ampelregierung wieder geschlossen zur Wahl stellen, sorgt für zusätzlich Kränkung und Wut."
Gesellschaft tief gespalten
Mitunter habe man in den Interviews das Gefühl gehabt, dass die befragten Wählenden in unterschiedlichen Welten lebten und die Realität vollkommen anders wahrnähmen. Da sei auf der einen Seite das "links-bürgerliche Lager, das auf die Demokratie als Bollwerk des Guten hoffe" und auf der anderen Seite das "konservative, AfD-nahe Lager, das radikale Durchgriffe fordere", wie es in der Mitteilung heißt. Dies führe zu immer tieferen Rissen in der Gesellschaft. Wenig hilfreich sei dabei der aktuelle Wahlkampf, der derzeit eine große Verwirrung stifte. Viele Schwarz-Weiß-Schubladen und Einordnungsmuster passten nicht mehr, indem die CDU beispielsweise im AfD-Blau erscheine und die SPD den als führungsschwach erlebten Kanzler als strengen Chef des Zentralkomitees präsentiere. "Die Politik muss dringend gegen die zunehmende Spaltung unserer Gesellschaft aktiv werden", warnt Grünewald, "ein erster wichtiger Schritt ist die klare Benennung der immer offensichtlicheren Probleme und das Aufzeigen konkreter Handlungsmöglichkeiten". Das sei wichtig, denn es fehle an großen Ideen und Visionen.
50 potenzielle Wählerinnen und Wähler hat das Rheingold-Institut im Zeitraum vom 13. Januar bis 23. Januar dieses Jahres befragt. Die Studie soll tiefergehende Sichtweisen und unbewusste Beweggründe der Bevölkerung aufzeigen, ohne den Anspruch auf Repräsentativität.
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