Mann tippt mit dem Finger auf ein virtuelles Dokumentensymbol vor einem Hintergrund aus geschlossenen virtuellen Ordnern
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Wissenschaftliche Publikationen
Studie sieht Vorteile in Open Access

Eine Studie im Auftrag des BMBF hat die Wirkung von Open Access untersucht. Dabei trafen die Autoren allerdings eine strikte Literaturauswahl.

28.04.2022

Das Publizieren im Open Access-Verfahren, wodurch wissenschaftliche Publikationen frei verfügbar sind, bietet hauptsächlich Vorteile und weniger Nachteile als befürchtet. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des "TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek" im Auftrag des Bundesforschungsministeriums (BMBF), die jedoch viele Fragen ungeklärt lässt. Für die Literaturstudie haben die Autorinnen und Autoren in Hannover empirische Arbeiten zu den Wirkungen von Open Access von 2010 bis 2021 ausgewertet.

Demnach führt der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publilkationen zu einem stärkeren Abrufen der Erkenntnisse und einem beruflich und geografisch diverseren Publikum. Außerdem trügen Open-Access-Publikationen stärker zum Wissenstransfer bei als traditionell veröffentlichte Forschungsergebnisse – gemessen an Verweisen auf solche Publikationen in Patenten, Nachrichten und gerichtlichen Dokumenten. Zudem erhöhe Open Access die Publikationsgeschwindigkeit.

Nicht hinreichend belegbar sei bislang, ob Open Access insgesamt zu mehr Publikationen führt und ob es einen Zitationsvorteil für Open-Access-Publikationen gibt. Auch die Kosten seien nicht eindeutig belegt. Einige Vorbehalte wegen vermuteter negativer Wirkungen von Open Access – zum Beispiel eine geringere Qualität von Publikationen und Nachteile beim Verkauf von Druckausgaben – konnten die Autorinnen und Autoren der Studie zufolge entkräften.

Wie aussagekräftig ist die Studie?

Das BMBF strebt seit 2016 mit seiner Open-Access-Strategie an, dass alle Ergebnisse von öffentlich geförderten Forschungsprojekten frei zugänglich gemacht werden. Auch deutsche und europäische Wissenschaftsorganisationen – unter anderem die DFG und der Wissenschaftsrat – haben sich der weitgehenden Transformation zu Open Access verschrieben. Der vorliegende Bericht gibt nach eigenen Angaben den aktuellen empirischen Forschungsstand zu Open Access wieder und soll als Basis für Entscheidungen in Wissenschaft und Politik dienen.

Bei der Literaturstudie handele es sich um einen "Scoping Review", der – anders als Meta-Studien ("Systematic Reviews") – nicht den Anspruch habe, alle Daten zu diesem Thema vollumfänglich zu erfassen und quantitativ auszuwerten. Vielmehr stelle er eine Übersicht der "wichtigsten" Erkenntnisse dar. Von über 7.000 Titeln zum Thema Open Access hätten die Forschenden nach einem mehrstufigen Selektionsprozess die 61 "relevantesten" Studien zur Wirkung von Open Access ausgewertet.

Die Autorinnen und Autoren empfehlen, den Einsatz von Open Access auszuweiten, aber auch, diesen noch besser zu erforschen. Zusammenhänge zwischen den einzelnen Wirkungen von Open Access seien bisher empirisch unzureichend untersucht.

ckr