zwei Stapel mit bunten Magazinen
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Publikationswesen
Tausende Artikel aus Raubjournalen auf Scopus gelistet

Die Qualitätskontrolle im Publikationswesen hat Lücken. Eine wissenschaftliche Datenbank hat jahrelang Artikel aus Predatory Journals gelistet.

11.02.2021

Die wissenschaftliche Datenbank Scopus des Elsevier-Verlags hat jahrelang nicht begutachtete Artikel aus sogenannten Predatory Journals gelistet. Etwa 160.000 Artikel aus rund 300 Raubjournalen landeten zwischen 2015 und 2017 ohne Qualitätsprüfung in der Datenbank. Das hat eine Analyse von zwei tschechischen Akademikern ergeben, über die "Nature" berichtete. Das entspreche rund drei Prozent aller Beiträge in diesem Zeitraum.

Für die Analyse hätten die beiden Ökonomen aus Prag eine Liste von potenziellen Raubjournalen von 2017 mit den in Scopus indizierten Zeitschriften verglichen. Scopus habe die Publikationspraxis aller als bedenklich gemeldeten Zeitschriften geprüft. Von etwa 65 Prozent dieser Zeitschriften seien nach der Prüfung keine neuen Artikel mehr in die Datenbank aufgenommen worden, ältere Inhalte würden jedoch weiterhin gelistet.

Raubzeitschriften veröffentlichen laut Bericht häufig gegen hohe Gebühren minderwertige Wissenschaft ohne angemessen redaktionelle Kontrolle. Sie agierten oft mit aggressiven Werbepraktiken und nähmen auch falsche Daten an. Auch andere beliebte wissenschaftliche Datenbanken wie PubMed hätten Artikel aus Raubjournalen gelistet, das Ausmaß des Problems im gesamten Publikationswesen sei aber schwer zu quantifizieren. Da Predatory Journals ständig ihre Namen und Verlage änderten und insgesamt immer zahlreicher würden, sei es schwer, Maßnahmen zu ergreifen.

Korrektur: Die ursprüngliche Formulierung zur Neubewertung einzelner Zeitschriften durch Scopus war missverständlich. Korrigiert am 15.02.2021, zuerst veröffentlicht am 11.02.2021.

ckr