Martin Wikelski, Projektleiter von "Icarus" beim Start des Projektes 2020.
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Icarus-Projekt
Tierbeobachter nach erstem Jahr zufrieden

Ganze Tierarten können durch das "Icarus"-Projekt anhand von Sendern weltweit beobachtet werden. Als nächstes sollen die Sender verbessert werden.

10.09.2021

Ein Jahr nach dem Start des deutsch-russischen Forschungsprojekts "Icarus" zur Tierbeobachtung aus dem All ziehen die Beteiligten ein positives Zwischenfazit. Das Projekt laufe viel besser als gedacht, sagte Projektleiter Professor Martin Wikelski von der Universität Konstanz. Man habe das System vorher nicht wirklich testen können und sehe nun erst im Weltall, dass es funktioniere.

Für "Icarus" (International Cooperation for Animal Research Using Space) wurden Tausende Tiere mit kleinsten Sendern versehen, die ihre Daten an die Raumstation ISS schicken. Damit wollen die Forscher etwa das Zugverhalten von Vögeln untersuchen.

Ein Anfang mit Schwierigkeiten

Der wissenschaftliche Betrieb des Projekts hatte am 10. September 2020 begonnen. Zu Beginn machte die Übertragung der Daten noch Schwierigkeiten, doch seit März diesen Jahres laufe die Übertragung gut, so Wikelski. Nur noch selten gebe es Probleme, wie etwa im Zeitraum Juni bis Juli diesen Jahres aufgrund des Andockens eines Moduls an die Raumstation ISS, an der die Empfängerantenne des Projektteams befestigt ist.

Mittlerweile sei es möglich, ganze Tierarten weltweit zu verfolgen, sagte Wikelski. Darunter etwa Kuckucke oder Küstenseeschwalben. Bislang nutzen die Beteiligten des deutsch-russischen Projekts die Datenübertragung ins All für 103 einzelne Forschungsprojekte an 91 Orten auf der ganzen Welt. Der Großteil der Studienorte liegt in Europa.

Viel Potential für die Zukunft

In einem nächsten Schritt sollen die Sender der Tiere nun noch kleiner und leichter werden und auch selbst einfache Berechnungen anstellen können, um so die zu übertragenden Daten noch geringer zu halten. Projektleiter Wikelski sieht in dem Forschungsprojekt noch viel Potential. So könne man etwa anhand von Messdaten von Geiern im Himalaya Wetterdaten generieren, wo keine Wettersonde je hinkomme. Auch im Kampf gegen Wilderer oder zur Vorhersage von Vulkanausbrüchen sollen die massenhaft verteilten Kleinstsender helfen, Bewegungen von Tieren zu analysieren.

Auch zur Verhinderung einer weiteren Pandemie könnte das Tiermonitoring mittels "Icarus" demnach hilfreich sein. Das Projekt kann Aufschluss über Wanderungsbewegungen von Tieren und so auch zur Übertragung von Krankheitserregern auf Menschen geben. An "Icarus" sind unter anderem auch die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt.

dpa/cpy