

USA
Transatlantischer Austausch über sichere Forschung
Ein deutsch-amerikanischer Expertenkreis hat sich gestern auf Einladung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Deutschen Botschaft Washington in der US-Hauptstadt zum Thema Forschungssicherheit ausgetauscht, teilt die DFG mit. Es seien 20 Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Wissenschaft und Politik zu dieser Roundtable-Diskussion zusammengekommen.
Unter anderem sei darüber diskutiert worden, wie die Forschungssicherheit bei internationalen Wissenschaftskooperationen gewährleistet werden könne, ohne die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken. Außerdem habe man sich über die mögliche Vorbildfunktion eines kürzlich in den USA eingerichteten "Zentrums für Forschungssicherheit" (SECURE-Center) für die europäische Wissenschaft ausgetauscht. Der Fünfjahresvertrag zur Förderung des SECURE-Centers beginnt offiziell am 1. September, berichtet Table.Media. Ziel des Zentrums sei es, mit den Beteiligten aus Forschung, Regierung und Verwaltung Probleme zu definieren, Lösungen zu entwerfen und gemeinsam in die Tat umzusetzen, ohne die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu gefährden.
Sicherheitsmaßnahmen erschweren internationale Forschung
DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker zufolge zeichnet sich international in der Forschungspolitik derzeit sehr deutlich der Trend ab, Sicherheitsmaßnahmen zu priorisieren: "Dies führt dazu, dass selbst die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Ländern aufgrund von mehr Kontrollen und Berichtspflichten erschwert wird". Es müsse darum gehen, internationale Kooperationen so offen wie möglich zu gestalten und gleichzeitig Sicherheitsaspekte aktiv im Blick behalten.
Becker habe auf die DFG-Empfehlungen zum Umgang mit Risiken in internationalen Kooperationen verwiesen. Diese sollten durch konkrete Bewertungs- und Reflexionsschritten für mehr Handlungssicherheit bei Antragstellung und Begutachtung sorgen, wobei die DFG bewusst auf "rote Linien" in Bezug auf bestimmte Länder, Partnerinstitutionen oder Forschungsthemen verzichte.
Dr. Rebecca Spyke Keiser, Leiterin der Forschungsabteilung "Sicherheitsstrategie und Sicherheitspolitik" der US-amerikanischen Forschungsstiftung (National Science Foundation, NSF), habe sich in eine ähnliche Richtung geäußert: "Wir müssen durch Kommunikation, Trainings und Bildung vermitteln, wie man in der täglichen Arbeit mit Risiken umgehen kann. Zum Beispiel, dass wir vorsichtig im Umgang mit vorläufigen Ergebnissen oder der Beschreibung von Methoden sind."
"Wir müssen durch Kommunikation, Trainings und Bildung vermitteln, wie man in der täglichen Arbeit mit Risiken umgehen kann."
Dr. Rebecca Spyke Keiser, Leiterin Forschungsabteilung "Sicherheitsstrategie und Sicherheitspolitik"
Keiser habe zudem die Beweggründe für die Gründung eines neuen Zentrums für Forschungssicherheit in den USA erläutert: "Das Zentrum soll Forschende und ihren Institutionen Werkzeuge zur Verfügung stellen, um eigene Risikobewertungen vornehmen zu können sowie Informationen zu potenziellen Partnern bereitstellen, etwa, ob diese Verbindungen zu militärischen Einrichtungen unterhalten." Ihre Ausführungen seien auf großes Interesse gestoßen, da auch in Deutschland derzeit die Einrichtung und Ausgestaltung einer vergleichbaren Beratungsstelle für die Wissenschaft diskutiert werde.
Würdigung der Geisteswissenschaften
Im Anschluss an die Diskussion habe die DFG-Präsidentin ein erstes Memorandum of Understanding mit der amerikanischen Stiftung für Geisteswissenschaften (National Endowment for the Humanities, NEH) unterzeichnet.
"Die Geisteswissenschaften bieten in turbulenten Zeiten Orientierung und Halt."
Katja Becker, DFG-Präsidentin
In Beisein der Vorsitzenden des NEH, Shelly C. Lowe, habe Becker die Rolle der Geisteswissenschaften für die Gesellschaft gewürdigt: "Die Geisteswissenschaften bieten in turbulenten Zeiten Orientierung und Halt. Sie werfen existenzielle Fragen auf – zum Beispiel zur KI-Entwicklung, zur Generationengerechtigkeit oder zu sozialverträglichen Triagekonzepten – und helfen, sie zu beantworten." DFG und NEH planten eine erste gemeinsame Ausschreibung, die alle Bereiche der Geisteswissenschaften abdecke.
cva