Auf einem Holzanhänger steht "Veni, vidi, vici".
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Forschungsevaluation
Überschrift beeinflusst Erfolg wissenschaftlicher Arbeiten

Studienergebnisse deuten darauf hin, dass der Titel einer Publikation einflussreich ist. Ist er dreigliedrig, wird die Arbeit häufiger zitiert.

21.03.2025

Eine algorithmusbasierte Analyse umfassender Datensätze aus den Wirtschaftswissenschaften sowie aus den Medizin- und Lebenswissenschaften hat ergeben, dass wissenschaftliche Publikationen mit Titeln bestehend aus dreigliedrigen Phrasen deutlich häufiger zitiert werden. Dies seien Titel aus drei miteinander verbundenen Elementen, die durch Kommata und Konjunktionen getrennt sind – ein als "Regel der Drei" bekanntes klassisches Prinzip der Rhetorik. Kognitive Forschungen zeigten, dass Informationen in kleinen Gruppen leichter verarbeitet würden, wobei Dreiergruppen besonders effektiv für Gedächtnis und Verständnis seien. 

Derart betitelte Arbeiten würden im Vergleich zu anderen ohne diese Phrasen durchschnittlich 3,5 zusätzliche Zitate in den Wirtschaftswissenschaften und 32 zusätzliche Zitate in den Medizin- und Lebenswissenschaften erzielen. Der Unterschied zwischen den Fachgebieten sei eher auf generell höhere Zitationsraten in den medizinischen Wissenschaften zurückzuführen als auf eine unterschiedlich starke Wirksamkeit dreiteiliger Strukturen. Grundlage des Vergleichs waren Artikelmerkmale, Zeitschriftenmerkmale und der Veröffentlichungszeitpunkt. Bei Arbeiten in den Medizin- und Biowissenschaften bleibe dieser zusätzliche Erfolgsfaktor beim bibliometrischen Bestimmen der Forschungsleistung bestehen, selbst wenn man die von Fachleuten bewertete Qualität der Arbeiten (Peer Review) zusätzlich berücksichtige. 

Der relative Anteil dreigliedriger Titel an den Titeln aller Arbeiten blieb im Laufe der Zeit stabil bei etwa neun Prozent in den Wirtschaftswissenschaften und vier Prozent in den Medizin- und Biowissenschaften. Dies deute darauf hin, dass dreigliedrige Phrasen eine etablierte stilistische Konvention seien und keinen bloßen Trend darstellten. Die Ergebnisse seien stabil über verschiedene Regressionsmodelle hinweg. Dies spreche für eine hohe Zuverlässigkeit der Ergebnisse, auch wenn keine Kausalität behauptet werden könne.

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Herausforderungen der bibliometrischen Forschungsevalution 

Die Studie stellt mit der Erfolgsanalyse der Überschriften wissenschaftlicher Publikationen eine der größten Herausforderungen bei der Nutzung von Zitationszahlen zur Forschungsevaluation in den Mittelpunkt: ihre Abhängigkeit von Faktoren außerhalb der Forschungsqualität. Beispielsweise würden auch längere Artikel tendenziell häufiger zitiert. "Bei der Interpretation empirischer Ergebnisse in der Forschungsevaluierung auf Basis von Zitationszahlen ist zu beachten, dass die Zahlen nicht ausschließlich qualitätsgetrieben sind", führen die Autoren aus. 

Dr. Lutz Bornmann von der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und Dr. Klaus Wohlrabe vom Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) legen dar, dass das Ergebnisbild anderer Studien mit ähnlichem Untersuchungsansatz widersprüchlich sei: "Während einige Studien zeigten, dass ansprechende Titel mit höheren Zitationszahlen korrelieren, deuten andere darauf hin, dass 'amüsante' Titel die Zitierhäufigkeit sogar reduzieren können." 

Die Untersuchung von Bornmann und Wohlrabe weist nach eigenen Angaben einige Limitationen auf. So könnten unbeobachtete Einflussfaktoren sowohl die Wahl der Titelstruktur als auch den Zitationserfolg beeinflussen. Zudem erschwere die Beschränkung auf zwei Disziplinen die Generalisierbarkeit der Ergebnisse. Auch seien Unterschiede je nach Artikeltyp – theoretische versus empirische Arbeiten – nicht untersucht worden, da entsprechende Variablen in den verwendeten Datensätzen gefehlt hätten. Dennoch hätten die Erkenntnisse "praktische Implikationen für Forschende, die die Sichtbarkeit ihrer Arbeit maximieren wollen, sowie für die Interpretation von Ergebnissen aus Zitationsanalysen in der Forschungsevaluation".

cva