Das Foto zeigt einen Käfer auf einer Pflanze
R. Lücking/Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin

Biologie
Unbekannte Welt der Pilze

Es gibt weltweit mehr Pilz- als Pflanzenarten, doch sind die meisten davon bislang nicht bekannt. Grund genug, dieser unbekannten Welt nachzuspüren.

Ausgabe 10/17

Der überwiegende Teil der Pilzarten weltweit ist noch unbekannt. Nach neuen Berechnungen dürfte es zwischen 2,2 und 3,8 Millionen Arten geben, davon sind erst 120.000 Pilzarten beschrieben. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam aus Berlin und London. Pilze bilden damit das zweitgrößte Organismenreich nach den Tieren, denn die Pilze übertreffen die Vielfalt der Pflanzen um etwa das sechs- bis zehnfache.

Für die aktuelle Schätzung kombinierten die Forscher verschiedene Methoden, u.a. werteten sie neueste Forschungsdaten aus, die im Wesentlichen auf DNA-Sequenzierungsmethoden beruhen und zogen Analysen von Umweltproben heran, z.B. des Bodens oder Wassers. Die Forscher vermuten viele unbeschriebene Pilzarten in sog. Hotspots wie den Tropen, wenig untersuchten Lebensräumen (u.a. in den symbiontischen Flechten und in Insekten) sowie in unbearbeitetem Material naturkundlicher Sammlungen. Pilze seien in allen Ökosystemen vorhanden, sogar im Meer.

Zum Reich der Pilze zählen Einzeller wie die Backhefe ebenso wie der Fliegenpilz oder auch die Flechtenpilze. Nach heutigem Kenntnisstand seien Pilze näher mit den Tieren verwandt als mit den Pflanzen, aber traditionell würden Pilze oft weiter in der Botanik behandelt, bis in das späte 20. Jahrhundert hätte man sie sogar noch zu den Pflanzen gezählt. Pilze vereinten typische Merkmale von Tieren als auch von Pflanzen: Wie Pflanzen sind sie festsitzend, betreiben aber im Gegensatz zu Pflanzen keine Photosynthese.

mue