Gebäude der University of Liverpool
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Liverpool
Universität plant Entlassungen wenig zitierter Wissenschaftler

Die University of Liverpool sorgt für Aufruhr in der Wissenschaft. Drittmittel und Impact sollen über Entlassungen entscheiden.

01.03.2021

Die University of Liverpool hat Entlassungen auf Grundlage quantitativer Kennzahlen angekündigt. 47 Forschende der Gesundheits- und Lebenswissenschaften sollen laut Berichterstattung von "Times Higher Education" ihre Stelle verlieren, weil sie vergleichsweise wenig Drittmittel eingeworben hätten oder seltener zitiert worden seien als Kolleginnen und Kollegen. Das Vorgehen stieß auf harsche Kritik.

"Wissenschaft bedeutet weit mehr als die Aufgabe, Zitationen und Förderungen einzuwerben", betonten etwa die Autorinnen und Autoren des "Leidener Manifests". Der Zusammenschluss hat zehn Grundsätze definiert, mit dem er die Bewertung wissenschaftlicher Leistung verbessern will. Das Vorgehen der University of Liverpool gefährde solche Initiativen. Drittmittelsumme und Zitationen könnten nicht 1:1 auf die Forschungsleistung übertragen werden.

Zudem leisteten Forschende auf dem Campus weit mehr als Forschung, betonte der Erstautor der "Hong Kong principles". Ihr Engagement im Mentoring von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern oder im Team würden verkannt. Das Vorgehen der University of Liverpool setze falsche Anreize und fördere eine "unsichere, unseriöse und wenig moralische Forschungskultur".

Mehr als 200 Beschäftigte der University of Liverpool hatten zuvor das Vorgehen ihrer Hochschule kritisiert. Eine Sprecherin der Universität verteidigte den eingeschlagenen Kurs. Die Entscheidung sei "sorgsam abgewogen" worden und stünde in Einklang mit einer verantwortungswollen Bewertung von Forschungsleistung. Die Hochschule diskutiere das Vorgehen, weitere Details zu den Beratungen der Beteiligten könnten im laufenden Verfahren nicht bekannt gegeben werden. Die University of Liverpool wäre laut "THE"-Informationen die erste Hochschule in Europa, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Grundlage von Messgrößen wie Drittmittelsumme oder Zitationen entlässt.

Die Bemessung von wissenschaftlichem "Impact"

Die Bemessung des "Impacts" in der Wissenschaft steht immer wieder für Debatte. Einige Wissenschaftsvertreter kritisieren, dass die Qualität der Forschungsleistung darüber nicht adäquat abgebildet werden könnte. Gleichzeitig bildet sich noch eine neue Messgröße heraus, die "Altmetrics". Sie misst die Sichtbarkeit von Forschenden in den sozialen Netzwerken. Wie diese Entwicklung der Bewertung wissenschaftlicher Exzellenz verändern könnte, erklären die Professorin Simone Fühles-Ubach und Dr. Dirk Tunger von der TH Köln in der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre.

kas