Das Foto zeigt zwei Studenten in einem Lesesaal.
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Publikationen
Universitäten reagieren auf Pseudo-Zeitschriften

Tausende deutsche Wissenschaftler haben laut einer Medienrecherche in Pseudo-Zeitschriften publiziert. Hochschulen ziehen nun Konsequenzen.

12.10.2018

Die meisten deutschen Hochschulen haben auf die ARD-Berichterstattung über pseudowissenschaftliche Zeitschriften und Fake-Konferenzen mit einer Reihe von Maßnahmen reagiert. Dies ergab eine Umfrage von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" unter den 65 größten Universitäten Deutschlands über die der NDR auf seiner Onlineseite berichtet.

Den Recherchen zufolge hatten mehr als 5.000 deutsche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Forschungsbeiträge in pseudowissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, die grundlegende Qualitätskriterien missachten. Viele von ihnen hatten zudem Fake-Konferenzen besucht und dort ihre Forschung präsentiert. Die Zahlen waren den Recherchen zufolge in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen.

In Hannover und Bremen waren zahlreiche Wissenschaftler betroffen, darunter auch bekannte Professoren. An der Uni Hannover werden laut NDR-Bericht derzeit Reisen zu Fake-Konferenzen juristisch geprüft. 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sei demnach empfohlen worden, in Fake-Journals veröffentlichte Artikel aus ihren Publikationslisten zu entfernen. In Bremen und Hamburg liefen ähnliche Untersuchungen.

Auch in Frankfurt untersuchen dem NDR zufolge uni-interne Gremien mögliche Fälle von wissenschaftlichem Fehlverhalten: "Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass öffentliche Gelder zweckwidrig eingesetzt wurden, um Fake-Publikationen mit zu finanzieren oder Reisen zu Schein-Konferenzen zu unternehmen", wird ein Sprecher der Frankfurter Universität zitiert.

Positivlisten und Qualitätskriterien

An Hochschulen deutschlandweit finden laut NDR im beginnenden Wintersemester Infoveranstaltungen und Seminare statt, in denen vor Veröffentlichung von Forschungsbeiträgen in dubiosen Zeitschriften und vor dem Besuch von Fake-Konferenzen gewarnt wird. Betroffene Autoren würden angesprochen und aufgeklärt.

Darüber hinaus werden dem Bericht zufolge von zahlreichen Universitäten neue dauerhafte Beratungsangebote mit Fokus auf die Fake-Verlage geschaffen oder bestehende Angebote erweitert und spezielle Internetseiten eingerichtet. Einige Universitäten, so in Würzburg und Bielefeld, erstellten Positivlisten, um gezielt Fake-Verlage identifizieren und ausschließen zu können. An der Universität Regensburg werden die Qualitätskriterien für die Finanzierung von Uni-Publikationen überarbeitet.

Zahlreiche Hochschulleitungen begrüßten die Berichterstattung, so der NDR. Nur einige Hochschulen - wie beispielsweise die Universität Heidelberg – erklärten, sie sähen durch die Recherchen keinen Handlungsbedarf. Man habe in der Vergangenheit schon genug getan.

gri