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Arbeitsforschung
Unterbrechungen senken die Arbeitsleistung

Beim Arbeiten werden wir immer wieder unterbrochen und abgelenkt. Wie sich das auf unser Arbeitsgedächtnis auswirkt, zeigt eine Studie.

25.11.2020

Störungen bei der Arbeit wirken sich unterschiedlich auf das Arbeitsgedächtnis aus. Insbesondere arbeitsintensive Unterbrechungen erschweren es, sich wieder der eigentlichen Aufgabe zu widmen. Kleinere, für die Arbeit irrelevante Ablenkungen beeinflussen die Leistung hingegen nicht. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund in einer aktuellen Studie.

Im Alltag können nach Ansicht der Autorinnen und Autoren Notizen und Checklisten helfen, schneller zur ursprünglichen Aufgabe zurückzufinden. Zudem sei es hilfreich, eine angefangene Aufgabe zumindest teilweise zu beenden, bevor man sich einer Unterbrechung widme, teilte das Institut mit. Beispielsweise sollten Personen bevor sie auf Fragen von Kollegen eingingen, zuerst den Absatz eines Texts zu Ende lesen. Insgesamt sei eine gute Vorbereitung essenziell, um auf externe Einflüsse zielorientiert zu reagieren.

Die Psychologinnen und Psychologen hatten für ihre Studie 24 Probanden eine Aufgabe gestellt und sie dabei gestört. Währenddessen maßen sie ihre Hirnaktivität. Die Teilnehmenden sollten sich kurzzeitig auf einem Computer angezeigte Ziffern merken und angeben, ob die vorherige Zahl gerade oder ungerade war. In zufälligem Zeitabstand erschienen auf dem Bildschirm zwischendurch farbige Zahlen, die die Teilnehmenden entweder ignorieren sollten (Ablenkung) oder per Tastendruck auf sie reagieren mussten (Unterbrechung). Anschließend ging die Erinnerungsaufgabe weiter.

Unterbrechungen fordern geistige Ressourcen

Die Fehlerrate der Probanden habe sich in der Studie nach den Unterbrechungen merklich erhöht, nicht jedoch nach den Ablenkungen. Auch in der Hirnaktivität konnten die Forschenden laut Mitteilung zeigen, dass Unterbrechungen die Arbeitsleistung senken: In einem Hirnareal, das mit dem Wiederabrufen und der Auswahl von relevanten Informationen zusammenhängt, hätte sich nach den Unterbrechungen eine deutlich geringere Aktivität gezeigt.

"Das deutet darauf hin, dass es nach der Unterbrechung schwierig war, den Handlungsplan aus dem Arbeitsgedächtnis wieder abzurufen", sagte Studienautorin Bianca Zickerick. Bei der Hauptaufgabe fehlten dann kognitive Ressourcen, die zuvor für die Unterbrechung beansprucht worden seien. Die Ablenkung sei in der Studie hingegen nicht störend genug gewesen, wodurch die Probanden nach einer Ablenkung sogar deutlich schneller reagierten als ohne. Sie hätten währenddessen mehr Zeit gehabt, sich auf die Hauptaufgabe vorzubereiten, meint Zickerick.

ckr