zwei Hände mit Handschuhen halten eine Flasche mit dem Wirkstoff Remdesivir
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Corona-Medikament
USA erlauben begrenzten Einsatz von Remdesivir

Die USA setzen ein Ebola-Medikament ein, das bei Covid-19 zu einer schnelleren Genesung führen könnte. Die Zulassung beruht auf nur einer Studie.

02.05.2020

Die USA haben über eine Ausnahmegenehmigung den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs Remdesivir bei Covid-19-Patienten in Krankenhäusern erlaubt. Eine klinische Studie hatte zuvor gezeigt, dass der ursprünglich für Ebola entwickelte Wirkstoff bei Patientinnen und Patienten mit Covid-19 die Zeit bis zu einer Genesung um mehrere Tage verkürzen kann.

Bislang ist Remdesivir weltweit nirgendwo als Medikament zugelassen. Die Ausnahmegenehmigung für die USA entspricht keiner formellen Zulassung, was ein wesentlich aufwendigerer Prozess ist. Selbst die Ausstellung einer begrenzten Ausnahmegenehmigung nach nur einer vielversprechenden klinischen Studie ist ungewöhnlich. Bislang gibt es jedoch keine Impfung gegen das neuartige Coronavirus und auch keine zuverlässige zugelassene medikamentöse Therapie. Remdesivir hatte zuvor in Laborversuchen einige Wirksamkeit gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 gezeigt. In Tierversuchen wirkte es gegen andere Coronavirus-Infektionen wie Sars und Mers.

Am Mittwoch hatte das Nationale Institut für Infektionskrankheiten (NIAID) der USA erklärt, Remdesivir habe im Rahmen einer klinischen Studie die Behandlungsdauer deutlich verkürzt. Die Studie mit mehr als 1.000 Teilnehmenden sei mit Kontrollgruppen durchgeführt worden, die ein Placebo erhielten. Die Datenerhebung an 68 Standorten in den USA, Europa und Asien hätten unabhängige Expertinnen und Experten begleitet.

Die beteiligten Patentinnen und Patienten mit der vom Coronavirus verursachten Lungenkrankheit Covid-19 waren Institutsleiter Dr. Anthony Fauci zufolge nach durchschnittlich 11 Tagen wieder genesen, die Patientinnen und Patienten der Kontrollgruppe hingegen erst nach 15 Tagen. Zudem führte das Medikament zu einer geringfügig niedrigeren Sterblichkeitsrate: Die Patientengruppe, die Remdesivir erhielt, habe eine Sterblichkeitsrate von acht Prozent gezeigt, die Kontrollgruppe von 11,6 Prozent. Doch dieser Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Die Resultate der Studie müssten zudem noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden, schränkte Fauci ein.

Experten halten rasche Zulassung für wahrscheinlich

Nach Ansicht mehrerer Expertinnen und Experten scheinen die Ergebnisse der US-Studie ausreichend belastbar. Es seien genügend Patientinnen und Patienten untersucht worden, unter Therapie mit Remdesivir seien sie früher aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte diese Woche etwa Professor Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing. "Somit sind wesentliche Endpunkte der Studie erreicht worden, so dass an einer raschen Zulassung der Substanz aus meiner Sicht wenig Zweifel bestehen dürfte."

Eine ebenfalls diese Woche vorgestellte chinesische Studie kam hingegen zu dem Schluss, dass sich der Zustand der Patientinnen und Patienten mit Remdesivir nicht wesentlich verbessert. Aus Patientenmangel wurde diese Studie allerdings frühzeitig abgebrochen. In die chinesische Studie wurden 237 Patienten aus zehn Krankenhäusern in Wuhan eingeschlossen. Von ihnen bekamen 158 Remdesivir, 79 ein Placebo. Die Forschenden stellten keinen statistisch bedeutsamen Einfluss auf die Krankheitsdauer oder die Sterberate fest. Neben dem vorzeitigen Abbruch der Studie weisen sie allerdings auf eine weitere Schwächen hin: Die meisten ihrer Patientinnen und Patienten waren erst spät im Krankheitsverlauf mit Remdesivir behandelt worden.

Das Biotech-Unternehmen Gilead will den US-Behörden nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Dosen des Wirkstoffs spenden, die für mehr als 100.000 Behandlungen ausreichen sollten. Covid-19-Patienten könnten das Medikament nun je nach Schwere der Erkrankung fünf oder zehn Tage lang bekommen, erklärte Gilead. Die US-Regierung werde die Verteilung des Medikaments übernehmen, damit es dort ankomme, wo es am dringendsten gebraucht werde. Bis Dezember wolle man ausreichend Wirkstoff für eine Million Behandlungen produzieren.

dpa/ckr