Jahreswechsel
"Vergleichbar mit einer abgefeuerten Pistole"
Das Silvesterfeuerwerk ist nach wenigen Augenblicken vorbei – Schäden am Innenohr könnten dauerhaft bleiben. Verlässliche aktuelle Daten zu den jedes Jahr auftretenden Verletzungen liegen allerdings nicht vor. Dem will die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) mit dem 2021 ins Leben gerufenen Knalltrauma-Register begegnen. Dieses soll einen Überblick über Häufigkeit und Art von neuro-otologischen Verletzungen durch Pyrotechnik rund um den Jahreswechsel liefern. Auch in diesem Jahr wurden wieder HNO-Ärztinnen und -Ärzte dazu aufgerufen, ihre Beobachtungen zu melden.
Bekannt ist, dass Feuerwerksverletzungen vor allem in der Altersgruppe zwischen 6 und 25 Jahren und insbesondere bei Männern auftreten. Zu Silvester 1999/2000 erlitten etwa geschätzt 8.000 Deutsche eine Verletzung des Innenohrs durch ein sogenanntes Knalltrauma. "Zwei Drittel der gemeldeten Verletzten sind Zuschauer und keine Akteure", erklärt Dr. Veronika Flockerzi, HNO-Ärztin am Universitätsklinikum Homburg und Mitbegründerin des Deutschen Knalltrauma-Registers. Ein Knalltrauma könne bereits ab einem Schalldruckpegel von 140 Dezibel ausgelöst werden. "Explodierende Feuerwerkskörper erreichen bis zu 160 Dezibel Schalldruckpegel, vergleichbar mit einer abgefeuerten Pistole."
Die diesjährige Erhebung ist die vierte der langfristig angelegten Studie. "Die Daten aus der ersten Erhebung sind bereits publiziert und zeigen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen", sagt Flockerzi. Ermittelt werden soll, inwieweit sich die Häufigkeit von neuro-otologischen Schädigungen seit 2021 verändert habe. Außerdem sollen die Studienergebnisse der Entwicklung von Präventionsmaßnahmen dienen und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beitragen. Schließlich könnten Knalltraumata zu langfristigen Hörschäden wie Tinnitus führen – mit erheblichen Folgen für die Lebensqualität.
hes