Landschaftsfoto: verschmutzte Luft durch den Braunkohleabbau im Tagebau Nochten in der Lausitz
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Europäische Umweltagentur
Verschmutzte Luft bedroht Gesundheit am stärksten

In einem Bericht warnt die Europäische Umweltagentur vor den größten Gesundheitsrisiken. Mit Abstand am schädlichsten ist demnach verschmutzte Luft.

08.09.2020

Mehr als 400.000 Menschen in der Europäischen Union sterben jährlich vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA), für den Daten zum Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Europäer analysiert wurden. Demnach stellt die Luftverschmutzung nach wie vor die größte Umweltbedrohung für die Gesundheit in Europa dar. Allerdings sei die Zahl der durch Luftverschmutung verursachten vorzeitigen Todesfälle zurückgegangen: 1990 lag die Zahl noch bei einer Million.

An zweiter Stelle stehe die Lärmbelastung, die zu 12.000 vorzeitigen Todesfällen führe, heißt es in dem Bericht weiter. Auch Auswirkungen des Klimawandels hätten zunehmend ihren Anteil, Hitzewellen und Überschwemmungen zum Beispiel. Menschen in städtischen Umgebungen seien von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen, sagte Dr. Catherine Ganzleben von der EEA. Als weitere gesundheitliche Risikofaktoren nennt die Umweltagentur chemische Verbindungen, Resistenzen bei Krankheitserregern durch zu starken Antibiotika-Einsatz und verschmutztes Trinkwasser.

Auffällig sei zudem der deutliche Unterschied zwischen den Ländern in Ost- und Westeuropa. In vielen osteuropäischen Länder sei die Rate vorzeitiger Tode durch Umweltfaktoren sehr viel höher als in Westeuropa. Den höchsten Anteil an Todesfällen in Zusammenhang mit Umweltbelastungen habe Bosnien und Herzegowina (27 Prozent), den niedrigsten hätten Island und Norwegen (9 Prozent). Auch in Deutschland ist die Situation demnach vergleichsweise gut.

Jeder achte Todesfall auf Umweltfaktoren zurückzuführen

Die Untersuchungen stützen sich auf Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Todes- und Krankheitsursachen von 2012. Demnach lassen sich rund 13 Prozent der jährlichen Todesfälle in der EU – das entspricht 630.000 vorzeitig Verstorbenen – auf Umweltfaktoren zurückführen und wären daher vermeidbar. Zu den häufigsten Todesursachen zählen dabei Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfälle.

"Während wir in Europa Verbesserungen in der Umwelt und im Green Deal einen klaren Fokus auf eine nachhaltige Zukunft sehen, zeigt der Bericht, dass Maßnahmen erforderlich sind, um die am stärksten gefährdeten Personen in unserer Gesellschaft zu schützen", sagte EEA-Exekutivdirektor Dr. Hans Bruyninckx. Armut gehe häufig mit dem Leben in einer belasteten Umwelt und schlechter Gesundheit einher. "Die Bewältigung dieser Zusammenhänge muss Teil eines integrierten Ansatzes für ein inkludierendes und nachhaltigeres Europa sein."

dpa/ckr