Europaflagge
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Hohenheimer Wahlprogramm-Analyse
Wahlprogramme zur Europawahl oft unverständlich

Die Partei-Programme zur Europawahl vermissen an Klarheit. Am eindeutigsten drücken sich Union und Linke aus.

17.05.2019

Ein Forscherteam der Universität Hohenheim hat die Programme deutscher Parteien für die anstehende Wahl des Europäischen Parlaments untersucht. Diese seien laut Studie an vielen Stellen unverständlich. Auf ihrer "Verständlichkeitsskala" erreichten die Wahlprogramme 8,1 von 20 Punkten. 2014 waren es immerhin 8,5 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2017 kamen die Parteien im Schnitt auf 9,1 Prozent.

"Mit ihren teilweise schwer verdaulichen Wahlprogrammen schließen [die Parteien] einen erheblichen Teil der Wähler aus und verpassen damit eine kommunikative Chance", sagte Kommunikationswissenschaftler Professor Frank Brettschneider. Dabei hätten sich alle Parteien in den vergangenen Jahren Transparenz und Bürgernähe auf die Fahne geschrieben.

Am klarsten drücken sich laut der Studie der Hohenheimer Forscher die Union und die Linken aus. Sie erreichten 10,3 und 9,5 Punkte. Dahinter folgten die SPD mit 8,2 Punkten und die Grünen mit 7,7 Punkten. Am schlechtesten schnitt von den vergleichsweise großen Parteien die AfD mit 6,6 Punkten ab.

Hinderlich für die Verständlichkeit der Programme seien unter anderem überlange Sätze, Fachbegriffe, Fremdwörter und zusammengesetzte Wörter. Den längsten Satz formulierte die SPD mit 80 Wörtern. Die "Seigniorage-Programme" brachten Leserinnen und Leser beispielsweise beim Programm der AfD ins Stocken, das "Think-Small-First-Prinzip" bei der FDP.

Viele negative Formulierungen in Parteiprogrammen

Die Kommunikationsforscher untersuchten auch, welche Schlagwörter die Parteien wiederholt in ihren Programmen verwenden und damit ihre Parteilinie zeigen. Bei der Union sind dies etwa "Volksgruppe", "Stabilitätsunion" und "Transit-zentren". Die FDP betont die "Marktwirtschaft", "Unternehmen", "Finanzierungsmöglichkeiten" und "Freihandelsabkommen".

Die Grünen thematisieren die "Ressourceneffizienz", "Lebensgrundlagen", "Gerechtigkeit" und "Energieeffizienz". Den Linken geht es um "Lohn" und "Beschäftigte" und die AfD schreibt von "Volk", "Nationalstaat", "Massenzuwanderung" und "Familienpolitik".

Keine eindeutigen Wörter ließen sich laut den Forschern im Wahlprogramm der SPD identifizieren. Die Themen kreisten um Arbeit und Umwelt.

Der Tenor der Wahlprogramme war – wie bereits 2014 – tendenziell negativ. Die positivsten Wörter fanden sich in den Programmen der CDU und FDP. Am negativsten drückten sich die Linken und die AfD aus.

Die Hohenheimer Wahlprogramm-Analyse ist eine Langzeitstudie, bei der inzwischen mehr als 650 Programme von Landtags-, Bundestags- und Europawahlen analysiert wurden. Durchgeführt werden die Studien mit der Analyse-Software "TextLab".

kas