Sonnentempel in der einstigen Maya-Stadt Palenque
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Maya
Waldrodung hinterlässt nach 1.000 Jahren noch Spuren

Die Maya haben durch Waldrodung womöglich zu ihrem eigenen Untergang beigetragen – und die Umwelt bis heute nachhaltig verändert.

20.08.2018

Es ist Tausende Jahre her, dass die Mayas Regenwälder abholzten, um Städte zu bauen und Felder anzulegen – aber die Folgen für die Umwelt sind noch immer messbar: Die Böden in dem ehemaligen Siedlungsgebiet des Volkes speichern bis heute weniger Kohlenstoff als in der Zeit vor der Abholzung, wie ein internationales Forscherteam herausgefunden hat. "Das Ökosystem scheint grundlegend verändert worden zu sein und sich nie erholt zu haben", sagte Geo-Chemiker Peter Douglas von der McGill University in Montreal, der die im Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlichte Studie leitete.

Böden zählen zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern unseres Planeten, schreiben die Wissenschaftler. Sie nehmen das Element etwa aus abgestorbenen Blättern, Wurzeln und Ästen auf. Zugleich geben sie das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre ab – das Erdreich hat damit auch eine große Bedeutung für den Klimawandel. Wie viel Kohlenstoff unterirdisch lagert, ist außerdem wichtig für die Landwirtschaft. Sind die Vorkommen gering, werden die Äcker unfruchtbar. Als die Mayas die Bäume auf der Halbinsel Yucatán fällten, trugen sie nach Stand der Forschung zu ihrem eigenen Untergang bei.

Die ersten Felder legte das Volk vor rund 4.000 Jahren an. Vor 1.000 Jahren starb es aus. Der gerodete Wald wuchs nach, dennoch kann der Boden in der Region, die heute zu Mexiko, Belize und Guatemala gehört, seine Funktion als sogenannte Kohlenstoffsenke nicht mehr voll erfüllen, wie der Forscher Douglas erklärte. Das sei ein überraschendes Ergebnis. Die Experten hatten für ihre Studie Bodenproben vom Grund mehrerer Seen im ehemaligen Maya-Reich analysiert.

Bisher war dem Team zufolge weitgehend unbekannt, wie sich die Kohlenstoffspeicher der Erde über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende veränderten. Die neue Untersuchung gewähre nun erste Einblicke. Sie zeige, dass der Wandel "dramatisch" sein könne. Zudem unterstreiche die Studie, dass der Umgang mit Böden beeinflusse, wie viel Treibhausgas in die Atmosphäre gelange. "Es wäre großartig, nun auch in anderen Regionen tropische Wälder zu analysieren", sagte Douglas. So ließe sich herausfinden, ob Rodungen und Ackerbau die Kohlenstoffspeicher weltweit beeinflusst hätten.

dpa