Tim Berners-Lee
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30 Jahre World Wide Web
Warum Berners-Lee vor seiner eigenen Erfindung warnt

Der Begründer des World Wide Webs wollte lediglich den Informationsaustausch am Cern verbessern. Doch er veränderte die Welt.

12.03.2019

Vor 30 Jahren hat der britische Physiker Sir Tim Berners-Lee den Grundstein für das World Wide Web gelegt – heute warnt er vor dem Missbrauch seiner Erfindung. "Der Kampf für das Web ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit" schrieb Berners-Lee am Montagabend in einem offenen Brief. Am Dienstag nimmt er bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf an einer 30-Jahr-Feier teil.

"Angesichts der Artikel über den Missbrauch des Webs ist es verständlich, dass viele Leute sich sorgen und unsicher sind, ob das Web wirklich einen positiven Einfluss hat", schrieb Berners-Lee. "Aber es wäre defätistisch und einfallslos anzunehmen, dass das Web in seiner heutigen Form in den nächsten 30 Jahren nicht zum Besseren verändert werden kann."

Besserer Informationsaustausch für Wissenschaftler

Berners-Lee legte seine Pläne am 12. März 1989, als er am Cern arbeitete. Er wollte den Austausch und die Aktualisierung von Informationen in der Wissenschaft verbessern. "Vage, aber interessant", schrieb sein Vorgesetzter auf das Papier.

Erste Vorschläge für das World Wide Web von Berners-Lee

Berners-Lee habe sich darüber geärgert, dass "bei einer typischen Beschäftigungsdauer von zwei Jahren ständig Informationen verloren gingen", schreibt der "Tagesspiegel". Die Lösung dafür habe er in vernetzten Informationssystemen gesehen. Dabei sei im wichtig gewesen, dass es keinen Gatekeeper gebe, der den Informationsschluss steuere, sondern alle Personen gleichberechtigten Zugriff hätten – eine Grundidee, die mit durch Algorithmen selektierbaren Informationen immer weiter verwässert.

Berners-Lee warnt in seinem Brief vor Datenmissbrauch, Desinformationen, Hassreden und Zensur. Absichtlich verbreiteten böswilligen Inhalten könne mit Gesetzen und Computercode entgegengewirkt werden. Geschäftsmodelle, die die Weiterverbreitung von Falschinformationen fördern, könnten unterbunden werden.

"Unternehmen müssen mehr tun, um sicherzustellen, dass ihr Gewinnstreben nicht auf Kosten von Menschenrechten, Demokratie, wissenschaftlichen Fakten und öffentlicher Sicherheit geht", schrieb Berners-Lee. Er wirbt mit seiner Stiftung (Web Foundation) dafür, das Firmen, Regierungen und die Zivilgesellschaft einen Vertrag für ein besseres Web ausarbeiten.

Die Hälfte der Weltbevölkerung ist heute online. Das World Wide Web ist einer der bekanntesten Dienste, der die Übertragung von Webseiten ermöglicht. Mit "Internet" wird das weltweite Netz einzelner Computer-Netzwerke bezeichnet.

30 Jahre World Wide Web – die Jahresfeier am Cern