Positiver Coronatest in einer Hand mit Latexhandschuhen.
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Corona-Pandemie
Warum erkrankt jemand schwer an Covid-19?

Die Ursachen für schwere Covid-19-Verläufe sind noch nicht komplett verstanden. Ein internationales Forschungsteam schaut in das menschliche Erbgut.

16.08.2022

Forschende des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Großbritannien und Kanada Gene und Proteine analysiert, die daran beteiligt sind, dass ihre Träger ein höheres Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Die Ergebnisse ihrer Studie haben sie am Montag in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.

Dr. Maik Pietzner, Erstautor der Studie und Mitarbeiter der Abteilung für Computational Medicine des BIH, nennt beispielhaft, dass die Blutgruppe die Anfälligkeit für eine Infektion mitbestimme. Blutgruppen seien ererbt, was nahelege, dass auch der Verlauf der Erkrankung teilweise genetisch bedingt ist. Verschiedene Genvarianten seien bereits identifiziert worden, deren Träger eine Veranlagung zu einem schweren Covid-19-Verlauf haben könnten, so heißt es in der Studie. Wie die Mechanismen hinter ihnen funktionieren, sei allerdings noch nicht vollständig verstanden.

Die Forschenden um Pietzner konnten über die Covid-19 Host Genetics Initiative genetische Daten von 100.000 Menschen aus aller Welt analysieren. Bei der Suche nach Übereinstimmungen stießen sie auf acht Proteine, etwa das Protein ELF5. Professorin Claudia Langenberg vom BIH erläutert, dass hospitalisierte Covid-19-Patienten wesentlich häufiger eine Veränderung im entsprechenden Gen, dem Bauplan von ELF5, aufwiesen. Die Funktion des ELF5 beim Eindringen von Viren in Zellen und bei der Wundheilung der Epithelschicht des Atemapparats müsse in Anschlussstudien erforscht werden, so die Studienautorinnen und -autoren.

Ein weiteres Eiweiß sei aufgefallen: das Eiweiß G-CSF. Es dient laut der Studie als Wachstumsfaktor im Blutsystem. An Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten, die genetisch bedingt mehr G-CSF produzierten, erkrankten weniger schwer, berichtet das Forschungsteam. Synthetisches G-CSF gebe es bereits lange als Medikament, es sei allerdings unklar, ob es auch bei Corona-Patienten zum Einsatz kommen könnte. Die Übertragung der Erkenntnisse in die klinische Praxis liege allgemein noch in weiter Ferne, so Langenberg. Die Studie diene dazu, das Virus und die Krankheit besser zu verstehen.

cpy