Ein Mann am Laptop stützt seinen Kopf in die Hände.
picture alliance / Zoonar | Sirijit Jongcharoenkulchai
Beliebt

5 Jahre Corona
Was bei Post-Covid hilft

Fatigue ist eines der häufigsten Symptome des Post-Covid-Syndroms. Eine Studie zeigt, welchen Einfluss körperliches Training hat.

27.01.2025

Mit der Ankunft von Patient 1 in Deutschland fing vor fünf Jahren alles an: Bei dem Mitarbeiter des bayerischen Automobil-Zulieferers Webasto wurde das Coronavirus diagnostiziert. Er hatte sich bei einer chinesischen Kollegin angesteckt. Seitdem haben sich fast 40 Millionen Deutsche infiziert. Nicht wenige von ihnen hatten oder haben noch mit Langzeitfolgen zu schaffen. Die Häufigkeit von Long-Covid könne nach wie vor nicht verlässlich geschätzt werden, heißt es auf den Seiten des Robert Koch Instituts. Eine Studie aus Deutschland weise aber darauf hin, dass 6 bis 12 Monate nach einer Infektion noch mindestens 6,5 Prozent der überwiegend nicht hospitalisierten Patientinnen und Patienten Einschränkungen erlebten.

Zu den häufigsten und belastendsten dieser Einschränkungen durch das Post-Covid-Syndrom (PCS) zählt das Fatigue-Symptom oder auch Erschöpfungssyndrom. Es kann auch zu einer eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit führen. Verbesserung versprechen Bewegungstherapien – unklar war bislang allerdings, wie eine Trainingsintervention bei PCS aussehen könnte. "Dies hängt auch damit zusammen, dass Betroffene ohne individualisierte Trainingsbetreuung zum Teil sogar eine Zustandsverschlechterung erleben können", erklärt Dr. Joshua Berger, Sportwissenschaftler an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Die gemeinsam mit dem Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) durchgeführte multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie setze hier an.

Individualisiertes Training als Erfolgsfaktor

Die Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-Syndrom führten nach ärztlicher Voruntersuchung ein individualisiertes Kraft- und Ausdauertraining durch. Dieses habe in einem kommerziellen Fitnessstudio stattfinden können. Solche Gesundheitseinrichtungen sind der Studie zufolge für die ambulante Bewegungstherapie von PCS prinzipiell geeignet. Voraussetzung seien eine qualifizierte Anleitung und entsprechende Trainingsrichtlinien. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahme sei die Anpassung der individuellen Trainingsbelastung an die tägliche Fatigue gewesen. So habe man das Risiko einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes minimieren können.

"Dieser Steuerungsansatz berücksichtigt damit die bei PCS häufig auftretende Symptomfluktuation, das heißt, dass die Fatigue wellenförmig zu- und wieder abnehmen kann", erläutert Andreas Barz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der DHfPG, den Ansatz. Die Trainingsintensität sei über das subjektive Belastungsempfinden geregelt worden, das auf einer Skala von 1 bis 10 eingeschätzt werden sollte. Die Teilnehmenden seien zudem dazu angehalten worden, die Trainingsbelastung erst dann zu steigern, wenn sie mehrere Einheiten ohne Anzeichen einer Verschlechterung ihres Zustandes absolvieren konnten.

Die Studienergebnisse wiesen auf signifikante Verbesserungen der Fatigue-Schwere, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der körperlichen Leistungsfähigkeit hin. Aussagekraft und Generalisierbarkeit der Studie seien als hoch einzustufen, sagte Barz "Forschung & Lehre" auf Anfrage. Hervorzuheben sei die Tatsache, dass die Intervention in einem Real-Life-Setting durchgeführt worden sei. Weil die Teilnehmenden über verschiedene öffentliche Medien und Hausarztpraxen angesprochen worden seien, habe man zudem eine repräsentative Stichprobe einschließen können. 

Mit den Ergebnissen lägen nun erstmals konkrete Trainingsempfehlungen für eine Behandlung des PCS vor, so Barz. "Mit unserer Studie konnten wir zeigen, dass Training zu einer Zustandsverbesserung führen kann, wenn bestimmte Aspekte der Individualisierung berücksichtigt werden." Ob sich nach Trainingsabbruch ein Rückfall einstelle, sei Gegenstand weiterer Auswertungen.

hes