Zwei Kollegen im Gespräch
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Empathie und Perspektivenwechsel
Was soziale Kompetenz ausmacht

Forscher haben Erkenntnisse zu Hirnaktivitäten bei Empathie und dem Einnehmen anderer Perspektiven verglichen. Beides ist stark situationsabhängig.

10.11.2020

Soziale Kompetenz basiert sowohl auf Gefühlen als auch auf komplexen Denkprozessen. "Die Empathie ist gefühlsbasiert und hilft uns, an den Emotionen des anderen teilzunehmen. Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel ist ein komplexer Denkprozess, der dazu dient, sich die Umstände des anderen vorzustellen und darüber nachzudenken, was diese Person denken könnte", erklärt Philipp Kanske, Professor für Klinische Psychologie und Behaviorale Neurowissenschaftder an der TU Dresden und Research Associate am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. Gemeinsam mit Matthias Schurz vom Donders Institut in Nijmegen, Niederlande, hat er eine im Fachmagazin "Psychological Bulletin" veröffentlichte Meta-Studie zum Thema geleitet.

Das Forscherteam fand heraus, dass beim Empathie-Empfinden und Perspektivwechsel jeweils ein "Hauptnetzwerk" im Gehirn aktiv sei, dieses jedoch – je nach Situation – zusätzliche Netzwerke hinzuziehe. "Während es für eine Situation beispielsweise notwendig ist, Blicke und Mimik zu interpretieren, ist es in einer anderen eher die Fähigkeit den kulturellen Hintergrund des Erzählers mitzudenken oder seine aktuellen Bedürfnisse zu kennen", erklärt Kanske. Personen, die besonders sozial kompetent seien, zeichneten sich dadurch aus, jeweils die richtige Balance aus Einfühlen und Eindenken zu finden.

Aus ihrer Studie ziehen sie ferner den Schluss, dass einzelne Schwächen in der Wahrnehmung nicht eine Kompetenz als Ganzes bedeuten müssten. "Womöglich ist nur ein bestimmter Teilfaktor betroffen, etwa das Verständnis von Mimik oder Sprachmelodie", sagt Kanske. Es könnten einer Person daher etwa nicht nach einem Test mangelnde soziale Fähigkeiten bescheinigt werden.

Für ihre Studie verglich das Forscherteam 188 untersuchte Einzelstudien. Diese basierten auf MRT-Untersuchungen, die Gehirnaktivitäten der Probandinnen und Probanden erfassten.

kas