als Albert Einstein verkleideter Junge streckt die Zunge heraus
mauritius images/ Male

Psychologie
Welche Vorbilder angehende Wissenschaftler motivieren

Wissenschaftlern wird oft hohe Intelligenz nachgesagt. Der Geniekult wirkt einer Studie zufolge demotivierend auf den wissenschaftlichen Nachwuchs.

23.03.2020

Personen wie Albert Einstein, denen ein angeborenes Talent nachgesagt wird, sind keine guten Rollenvorbilder für angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in MINT-Fächern. Besser geeignet sind dafür Personen wie Thomas Edison, deren Erfolg auf Anstrengung, Beharrlichkeit und Sorgfalt beruhen, oder unbekannte Forschende. Das geht aus einer psychologischen Studie eines US-amerikanischen Forscherteams hervor.

Auffällig ist dabei, dass die beobachteten Effekte der Rollenvorbilder in der Studie vor allem für Frauen galten. Unter den männlichen Probanden konnte kaum ein Unterschied in Motivation oder Ansicht beobachtet werden. Weibliche Rollenvorbilder wurden in der Studie nicht verwendet.

Die Vorstellung, dass angeborenes Talent eine Voraussetzung für wissenschaftlichen Erfolg ist, kann der Studie zufolge bedrohlich wirken – insbesondere wenn Personen dieses Talent bei sich selbst nicht sähen. In der Gesellschaft sollte daher intellektuelles Talent unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weniger betont werden, um angehende Forschende  nicht von einer akademischen Karriere in MINT-Fächern abzuschrecken, schreiben die Autorinnen und Autoren. Lehrkräfte und Eltern sollten ihrer Ansicht nach vielmehr betonen, dass es in der Wissenschaft normal ist, für Erfolg kämpfen zu müssen.

Für die Studie haben die Psychologinnen und Psychologen hunderte Personen unterschiedlichen Bildungsstandes zu ihren Ansichten und ihrer Motivation, in der Wissenschaft zu arbeiten, befragt. Vor der Erhebung erhielten die Befragten identische fiktive Geschichten über Fehlschläge zu lesen, die entweder Albert Einstein oder Thomas Edison zugeschrieben wurden. In Folgeexperimenten wurde auch ein fiktiver unbekannter Forscher als Rollenvorbild verwendet.

Bei Thomas Edison als verwendetem Rollenvorbild war der Studie zufolge anschließend die Motivation der Befragten höher, an einer mathematischen Aufgabe teilzunehmen. Zugleich sei auch deren Leistung höher als bei den Befragten, die die fiktive Geschichte über Albert Einstein oder den unbekannten Forscher gelesen hatten. Die Probanden der Edison-Gruppe sahen demnach seltener Talent als wichtig an und waren häufiger der Ansicht, dass Intelligenz durch harte Arbeit formbar sei.

ckr