"COVID 19 Sarg bitte geschlossen halten" steht an einem Sarg in einem Kühlhaus.
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bodo Schackow

Corona-Pandemie
WHO-Statistik zu Übersterblichkeit fehlerhaft

Eine Corona-Studie der Weltgesundheitsorganisation hat die Sterblichkeit in Deutschland falsch modelliert. Die Forschenden korrigieren sich.

02.06.2022

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) muss ihre Berechnungen zur Anzahl der Corona-Toten korrigieren. Diese Statistiken waren Anfang Mai in einem WHO-Report veröffentlicht worden. In einer neuen Fassung der Studie werde die Anzahl der in Deutschland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorbenen Menschen um 37 Prozent reduziert. Demgegenüber müsse die Angabe für Schweden um 19 Prozent erhöht werden. Dies hat das Magazin "Nature" am Mittwoch berichtet.

Die ursprüngliche Studie der WHO hatte Übersterblichkeitsraten von Januar 2020 bis Dezember 2021 für 194 Länder ermittelt. Die Zahlen hätten allerdings Experten zweifeln lassen, besonders hinsichtlich Deutschlands. Den Forschenden fielen demnach Fehler in den Daten auf. Da auch andere Länder von dem Fehler betroffen sein könnten, prüften die Forschenden aktuell alle Schätzungen. Die Zahlen der WHO-Studie wurden teils politisch instrumentalisiert, um etwa die deutsche Corona-Politik abzuwerten.

Falsche Werte für Deutschland

Laut "Nature" habe Deutschland im Studienzeitraum eine Übersterblichkeit von 122.000 Menschen, statt wie zunächst angegeben 195.000, und eine Sterberate von 72,7 pro 100.000 Menschen und Jahr statt 116. Die Daten würden im Rahmen der nächsten Aktualisierung des WHO Projekts korrigiert.

Die falschen Zahlen kamen laut "Nature" durch die Art und Weise der Modellierung zustande: Dazu habe die WHO eine mathematische Funktion verwendet, die sehr empfindlich auf einen geringfügigen Rückgang in der Sterblichkeit im Jahr 2019 in Deutschland reagiert habe und somit auch für 2020 und 2021 niedrigere Sterblichkeiten vorausgesagt hat. Diese niedrigen Hochrechnungen haben dann die Übersterblichkeit anteilsmäßig hoch erscheinen lassen. Ein weiteres Problem sei gewesen, dass die Angaben der tatsächlichen Todesfälle nicht den Daten der Statistikämter in Deutschland entsprachen. Die WHO korrigere standardmäßig Daten, um etwa fehlende oder beschönigende Angaben auszugleichen. Warum dies auch im Fall von Deutschland geschah, das regelmäßig hochwertige Daten veröffentlichte, sei unklar. Das Problem betreffe nicht nur die Jahre 2020 und 2021, sondern auch ältere Daten zwischen 2015 und 2019.

Laut Bericht gibt die Übersterblichkeitsrate die Sterblichkeit durch Covid-19 genauer an als offiziell veröffentlichte Zahlen, da die teilweise nicht alle Fälle enthielten, oder von den Regierungen der einzelnen Länder absichtlich klein gehalten würden. Laut WHO ist dies etwa in Indien, Russland und Ägypten der Fall. Nur etwa 100 Länder weltweit hätten monatlich Todesdaten für den Zeitraum der Pandemie veröffentlicht. Um die coronabedingte Übersterblichkeit zu ermitteln, werden alle Toten einer Zeitspanne modelliert. Davon werden die Toten abgezogen, die auch ohne die Pandemie gestorben wären.

cpy