Junger neugieriger Großer Tümmler schaut in die Kamera und lächelt beim Blasen von Luftblasen. Nahaufnahme eines Delfins.
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Umweltbelastung
Wie Delfine bei Lärm kommunizieren

Unterwasserlärm können Delfine in gewissem Umfang durch "Schreien" kompensieren. Allerdings stört sie der Lärm in vielen Lebensbereichen stark.

14.01.2023

Bei Lärm in ihrer Umgebung erhöhen Delfine die Lautstärke und die Dauer der Pfiffe, mit denen sie sich verständigen. Trotz dieser Kompensationsversuche, könne die Kommunikation der Meeressäuger durch laute Geräusche erheblich beeinträchtigt werden, berichtet ein Forscherteam um Pernille Sørensen von der Universität Bristol in Großbritannien.

Delfine kommunizieren über diverse Unterwasserlaute miteinander. Befinden sich die Tiere jedoch in einer besonders lauten Umgebung, müssen sie sogar "schreien". Bisher sind diese Verhaltensweisen nur bei einzelnen Individuen nachgewiesen worden. Das Team um Sørensen untersuchte nun, wie zwei Große Tümmler – eine Delfinart – auf zunehmende Störgeräusche reagierten, während sie eine Gemeinschaftsaufgabe lösen sollten.

Die Delfinmännchen, Delta und Reese, sollten zeitgleich zwei Knöpfe unter Wasser betätigen, die sich an entgegengesetzten Enden der Versuchslagune befanden. In vorherigen Versuchen hatte das Duo schon bewiesen, dass es eine derartige Aufgabe durch präzise Kommunikation lösen konnte. Nun sollten es die Aufgabe in unterschiedlich starken Geräuschkulissen erfüllen – von normalen Umgebungsgeräuschen bis zum enormen Lärm eines Hochdruckreinigers.

Der Erfolg der Delfine nahm mit steigender Umgebungslautstärke ab, wie das Forscherteam im Journal "Current Biology" berichtet. Schafften es die beiden bei normalen Umgebungsgeräuschen noch in 85 Prozent der Versuche, die zwei Knöpfe zeitgleich zu betätigen, so sank ihre Erfolgsquote auf 62,5 Prozent beim stärksten Lärm.

Delfine pfeifen bei Lärm länger und lauter

Zudem beobachteten die Forschenden, dass die Delfine mit zunehmendem Geräuschpegel sowohl die Lautstärke als auch die Dauer ihrer Pfiffe erhöhten. Beim Lärm des Hochdruckreinigers pfiffen sie fast doppelt so lange wie sonst. Zusätzlich änderten die Tiere auch ihre Körpersprache: Mit steigendem Lärm orientierten sie sich öfter neu zueinander und schwammen auf die entgegengesetzte Seite der Lagune, um sich näher zu kommen und die Signale des Partners besser verstehen zu können. "Unsere Studie zeigt, dass die Kommunikation der Delfine durch den Lärm erheblich beeinträchtigt wird – trotz ihrer diversen Kompensationsversuche", sagte Erstautorin Sørensen.

Delfine sind soziale Tiere, die unter anderem über Pfiffe sowie Klicklaute für die Echoortung Informationen mit ihren Gruppenmitgliedern austauschen, beispielsweise auf der Jagd oder bei der Paarung.

Doch die Unterwasserverständigung von Meeressäugern wird zunehmend durch den Menschen gestört. Bohrungen unter Wasser oder die Schifffahrt erzeugen jede Menge Lärm, wodurch die Tiere nicht mehr normal kommunizieren und komplexe Verhaltensweisen nicht richtig koordinieren können. Orientierung, Futtersuche oder auch die Erkennung von Artgenossen werden erheblich beeinträchtigt. Auf Dauer kann das zu schwerwiegenden Verhaltensänderungen, gesundheitlichen Schäden und sogar einem erhöhten Sterberisiko der Tiere führen.

Um die zunehmende Lärmbelästigung auszugleichen, setzen einzelne Tiere ihre spezifischen Rufe lauter, länger oder öfter ein. Oder sie verlassen den Ort, um in ruhigere Gebiete zu gelangen. Zwar erfolgte die Studie nur an Delfinen in menschlicher Obhut, doch gehen die Forschenden davon aus, dass sich menschengemachter Lärm auch auf wilde Delfine auswirkt.

dpa/ckr