Passanten gehen durch die von der Flut zerstörte Innenstadt von Bad-Münstereifel.
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Bevölkerungsschutz
Wie eine Flut zur Katastrophe wird

Forscher haben in einer Studie vielfältige Ursachen für Flutkatastrophen vorgestellt. Vor allem der Überraschungsmoment werde zu wenig beachtet.

11.08.2021

Ursachen für die Entstehung von Flutkatastrophen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge sozio-ökonomische Aspekte wie Bevölkerungswachstum und Armut, aber auch der Klimawandel. Das berichtet ein Team um den Hydrologen Professor Bruno Merz vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam in einem Übersichtsartikel im Fachjournal "Nature Reviews Earth and Environment".

Um aus einem Extremwetterereignis eine Flutkatastrophe werden zu lassen, seien weitere Bedingungen nötig: fehlendes Bewusstsein für Gefahren etwa oder nicht vorhandene beziehungsweise versagende Schutz- und Warnsysteme. "Es muss daher in erster Linie um die Verminderung der Verletzlichkeit von Kommunen gehen", erklärte Merz.

Um Überflutungen zu verhindern, sollte vor allem das Element der Überraschung betrachtet werden, schlagen die Forscher vor. Gebiete etwa nach "Anfälligkeit für Überraschungen" zu klassifizieren, könnte helfen. Auch bereits im Vorfeld Extremszenarien zu entwickeln, sei eine Maßnahme. Zudem trage eine Politik des "besseren Wiederaufbaus" dazu bei, die Folgen von Flutkatastrophen zu mindern.

Opferzahlen nach Flutkatastrophen sinken

Hier gebe es bereits Fortschritte, wie der Rückgang der jährlichen Opferzahlen bei Flutkatastrophen weltweit in den vergangenen Jahrzehnten zeige. Seit den 1990er-Jahren ist die Zahl der Todesopfer durch Flusshochwässer weltweit gesunken, berichten die Forschenden. Sie führen den Rückgang der Opferzahlen auf eine verbesserte Flutwarnung, technische Schutzmaßnahmen und ein geschärftes Gefahrenbewusstsein zurück.

Der Trend bei den Sachschäden sei hingegen gegenläufig, die Schadenssummen stiegen stark an: Weltweit entstünden durch Hochwässer jährlich ökonomische Schäden in Höhe von etwa 100 Milliarden US-Dollar. Diese resultieren den Forschern zufolge sowohl aus großen Überschwemmungskatastrophen als auch aus vielen kleineren, weniger dramatischen Ereignissen.

Jedes Jahr werden der Untersuchung zufolge im Mittel rund 125 Millionen Menschen Opfer einer Hochwasserkatastrophe an einem Fluss: Sie müssen ihre Häuser verlassen, erleiden finanzielle Verluste, werden verletzt oder getötet. Am dramatischsten seien Ereignisse, bei denen Dämme oder Deiche plötzlich brechen, sowie Sturzfluten wie jüngst in Deutschland und Belgien.

Am schlimmsten von Überflutungen betroffen sei Asien. Mehr als 90 Prozent der von Hochwasserkatastrophen Betroffenen stammten von dort, so Merz. Viele Menschen auf dem Kontinent lebten auf engem Raum an riesigen Flussauen großer Ströme.

ckr/dpa