Grafische Darstellung der Omikron-Variante des Coronavirus
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Ursprung von Corona-Variante
Wie Omikron entstanden ist

Vor etwa einem Jahr trat die Corona-Variante Omikron auf. Die vermeintlich plötzliche Entstehung kam aber schleichend, zeigt eine neue Studie.

02.12.2022

Die Omikron-Variante des Coronavirus Sars-CoV-2 ist wohl anders als bislang angenommen schrittweise über mehrere Monate in verschiedenen Ländern Afrikas entstanden. Forschende haben herausgefunden, dass es schon deutlich vor dem ersten Nachweis von Omikron in Südafrika vor einem Jahr Omikron-Vorläufer auf dem afrikanischen Kontinent gab. Das geht aus einer im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Studie eines internationalen Forscherteams hervor, an der neben zahlreichen afrikanischen Forschenden auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin beteiligt waren.

Die Forschenden werteten mittels eines speziell an Omikron angepassten PCR-Tests mehr als 13.000 Patientenproben aus 22 afrikanischen Ländern aus, die zwischen Mitte 2021 und Anfang 2022 abgestrichen worden waren – bis zu zwei Monate vor der Entdeckung der Variante. Sie fanden Viren mit Omikron-spezifischen Mutationen bei 25 Infizierten aus sechs verschiedenen Ländern. Bei der zusätzlichen Sequenzierung des viralen Erbguts aus rund 670 der Patientenproben entdeckte das Team mehrere Viren, die unterschiedlich starke Ähnlichkeiten mit Omikron aufwiesen, aber eben nicht identisch waren.

Omikron wohl nicht in Tieren entstanden

Die Ergebnisse der Analysen widersprechen den beiden bislang gängigen Annahmen zur Entstehung von Omikron, wonach sich die Variante entweder in einem Tier oder einem Menschen mit geschwächtem Immunsystem über längere Zeit entwickelt habe, bevor sie auf einen gesunden Menschen übergesprungen sei. Diese beiden Entwicklungsszenarien hätten wenn überhaupt zusätzlich zur Virusentwicklung beigetragen, seien aber nicht ursächlich für das plötzliche Auftreten von Omikron.

"Unsere Daten zeigen, dass Omikron verschiedene Vorläufer hatte, die sich miteinander mischten und zur selben Zeit und über Monate hinweg in Afrika zirkulierten", erklärt der an der Studie beteiligte Professor Jan Felix Drexler. "Das deutet auf eine graduelle Evolution der BA.1-Omikron-Variante hin, während der sich das Virus immer besser an die vorhandene Immunität der Menschen angepasst hat." Omikron sei also nicht allein in Südafrika entstanden, habe dort aber als erstes das Infektionsgeschehen dominiert und sich dann innerhalb weniger Wochen von Süd nach Nord über den afrikanischen Kontinent ausgebreitet, wie die PCR-Analysen ergaben.

Die Omikron-Variante verbreitete sich nach dem ersten Nachweis Mitte November 2021 innerhalb kürzester Zeit auf der ganzen Welt. Sie stellte die bis dahin größte Veränderung im Erbgut des Coronavirus dar, obwohl sich dieses sowohl vorher als auch hinterher stetig weiterentwickelt hat. Gegenüber dem ursprünglichen Virus wies sie mehr als 50 Mutationen auf. Dass wir von Omikron überrascht wurden, liegt Drexler zufolge aber nicht an der vermeintlich plötzlichen Entwicklung, sondern "am diagnostischen blinden Fleck in großen Teilen Afrikas", wo nur wenige Infektionen erfasst würden. "Die Entwicklung von Omikron wurde also einfach übersehen", so Drexler.

ckr