Handy-Desinfektion Fraunhofer
Thomas Westerhoff/Fraunhofer IOSB-AST

Fraunhofer
Wissenschaftler desinfizieren Handy-Displays mit Licht

Der ständige Griff nach mobilen Endgeräten gehört auch im Gesundheitswesen dazu. Wie kann die Übertragung von Viren bestmöglich verhindert werden?

07.04.2020

Forscherinnen und Forscher des Institutsteils Angewandte Systemtechnik (AST) am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB haben eine neue Variante zur Desinfektion von Handy-Displays erforscht. Statt Chemie kommt dabei sogenanntes UVC-Licht zum Einsatz. In nur wenigen Sekunden könne die Oberfläche der Displays dadurch von Bakterien und Viren wie "SARS-CoV-2" befreit werden. Ihre Forschung ziele insbesondere auf den klinischen Bereich. Auch dort werden Tablets und Smartphones vielfach eingesetzt und zwischen verschiedenen Personen herumgereicht. Dabei brauche es eine Möglichkeit der Desinfektion, die die Beschichtung der Displays nicht zerstöre.

Die Variante der lichtbasierten Desinfektion aus Ilmenau sieht aus wie eine Mikrowelle. Im Inneren kommen laut Forscherteam sogenannte UVC-LEDs zum Einsatz. Das sind Leuchtdioden, die mit ultraviolettem Licht von einer Wellenlänge von 269nm strahlen. "Insgesamt sind zwei separate UVC-LED-Module mit jeweils 10 UVC-LEDs für die Ober- und Unterseite des Smartphones verbaut. Jede UVC-LED besitzt eine Leistung von 100 Milliwatt, sodass die Gesamtstrahlleistung zwei Watt beträgt", lautet die genaue Erklärung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. "So wird in nur wenigen Sekunden eine Bestrahlungsdosis von 800 J/m² erreicht, was eine effiziente Inaktivierung von Bakterien und Viren ermöglicht."

Smartphones und Tablets könnten dabei nicht nur per Licht desinfiziert, sondern über einen sogenannten NFC-Reader gleichzeitig auch identifiziert werden. Gleichzeitig werde die Lichtdosis erfasst und protokolliert. Das Gerät könne außerdem mit weiterer Software verknüpft werden.

Das Forscherteam des Fraunhofer IOSB, AST, erforscht seit mehreren Jahren die Anwendungsmöglichkeiten von UVC-Technologien im Bereich der Desinfektion im Programm "Advanced UV for Life" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Ihren Prototyp wollen sie voraussichtlich im September 2020 auf der IFAT, der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft in München, präsentieren. Eine Anwendung ihrer Technik können sie sich auch im Privaten oder im Eventbereich vorstellen. Forscherinnen und Forscher von Fraunhofer sind in verschiedenen Bereichen in Studien zum Coronavirus eingebunden.

kas