Foto des Inneren der Kernfusions-Versuchsanlage JET (Joint European Torus) mit Plasma
UKAEA

Forschungsverbund "Eurofusion"
Wissenschaftler melden Fusionsenergie-Rekord

Forschende haben bei einem Experiment 59 Megajoule Wärme erzeugt. Es sei ein Meilenstein bei der Nutzbarmachung der nachhaltigen Fusionsenergie.

09.02.2022

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben an einer Versuchsanlage zur Entwicklung von Kernfusionsreaktoren in Großbritannien für kurze Zeit Energie in bisher unerreichter Höhe für Fusionsexperimente erzeugt. Die Forschenden des europaweiten Verbundes Eurofusion hätten während eines fünf Sekunden dauernden Plasma-Pulses 59 Megajoule Energie in Form von Wärme freigesetzt, teilte das Forschungszentrum Jülich am Mittwoch mit. Der bisherige Rekord lag demnach bei 21,7 Megajoule. Mit einem Megajoule kann man etwa drei Liter 20 Grad warmes Wasser zum Kochen bringen. Die Fusionsenergie gilt als eine Energieform der Zukunft und befindet sich in der Entwicklung.

Die am Mittwoch vorgestellten Ergebnisse des Experiments "liefern den bisher deutlichsten Beweis für das Potenzial der Fusionsenergie, sichere, nachhaltige und kohlenstoffarme Energie zu liefern", teilte das Forschungszentrum mit. Fusionsreaktoren könnten in Zukunft für viele Tausend Jahre einen erheblichen Teil des globalen Energiebedarfs decken. Diese Energiequelle nutzbar zu machen sei das Ziel von Eurofusion. Mit dem Fusionsenergie-Rekord sei "ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin" erreicht.

"Ein Kilogramm Fusionsbrennstoff enthält etwa das Zehnmillionenfache an Energie im Vergleich zu einem Kilogramm Kohle, Öl oder Gas", hieß es vom Forschungszentrum. Bei der Verwendung würden keine Treibhausgase freigesetzt. Bei dem Fusionsprozess werden leichte Atomkerne wie die des Wasserstoffs miteinander verschmolzen. Bei über hundert Millionen Grad können diese Teilchen ihre elektrische Abstoßung überwinden und verschmelzen zu schwereren Kernen wie Helium. Dabei werden enorme Mengen an Energie freigesetzt.

Forschende sowie Ingenieurinnen und Ingenieure aus Jülich arbeiten an der Versuchsanlage in der britischen Grafschaft Oxfordshire mit. In der dortigen Kernfusions-Versuchsanlage JET (Joint European Torus) haben die Jülicher Spezialisten unter anderem die Brennkammerwand für die Bereiche, die höchste Wärme- und Teilchenlasten empfangen, entworfen und gebaut. JET wurde 1983 in Betrieb genommen. Derzeit wird in Südfrankreich das Nachfolgeprojekt in der Fusionsforschung – ITER – gebaut. Es soll die wissenschaftliche und technologische Machbarkeit der Fusionsenergie demonstrieren. Beteiligt sind China, die Europäische Union, Indien, Japan, Südkorea, Russland und die USA.

dpa/ckr