Eine Frau mit Kind am Laptop
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Corona-Pandemie
Zahl der Publikationen von Frauen sinkt

Viele Wissenschaftlerinnen sind derzeit besonders stark in die Kinderbetreuung eingebunden. Eine Studie ergibt: Die Zeit fehlt bei der Arbeit.

25.06.2020

Frauen publizieren in der Corona-Pandemie weniger als zuvor. Im April sank der Anteil der wissenschaftlichen Artikel mit einer Erstautorin um mehr als zwei Prozentpunkte, im Mai waren es sogar sieben Prozentpunkte. Damit fiel der Anteil der Erstautorinnen auf knapp 27 Prozent, wie eine Studie des Unternehmens "Digital Science" ergab. Das auf Analyse-Tools spezialisierte Unternehmen hat laut "Times Higher Education" 60.000 internationale Fachzeitschriften verschiedener Fächer ausgewertet.

Die Zahl an Publikationen von Frauen ist demnach seit Mitte März entgegen der vorangegangenen Entwicklung gesunken, seit Ende April hat sich der Prozess weiter beschleunigt. Dieser Zeitraum fällt mit den Schließungen von Kitas und Schulen in vielen Ländern zusammen, seit denen viele Frauen, wie sie berichten, besonders stark in die Kinderbetreuung eingebunden sind.

Fristverlängerungen während der Corona-Pandemie

Hochschulen und viele Drittmittelgeber haben ihre Fristen verlängert, damit Geförderte ihre Arbeit zumindest verzögert nachholen können. Die Universität Heidelberg zeigt eine Übersicht.

"Es ist sehr interessant in Zahlen ausgedrückt zu bekommen, was wir hier um uns herum wahrnehmen", sagte die Tübinger Professorin Marlies Knipper zu den Studienergebnissen. Über das Wissenschaftlerinnen-Netzwerk "AcademiaNet" will sie Frauen besser vernetzen und deren Stimme in der Wissenschaftspolitik stärken.

Die Studie ergibt, dass die Zahl der Publikationen mit Erstautorinnen in den Vorjahren jeweils gestiegen war. Damit könne ausgeschlossen werden, dass die Ergebnisse eine gewöhnliche Entwicklung im Jahresverlauf abbilde – etwa, weil Publikationen durch das Begutachtungsverfahren zeitlich immer etwas verzögert erschienen.

kas