Das Foto zeigt ein Gruppenbild des Teams der Neumayer-Station mit Gästen vor der Station in der Antarktis.
Alfred-Wegener-Institut-EHorvath

Polarforschung
Zehn Jahre Neumayer-Station III in der Antarktis

Seit 2009 dient die Neumayer-Station III als Basis für die deutsche Antarktisforschung. Ein Grund zum Feiern.

18.01.2019

Seit zehn Jahren ermöglicht die Neumayer-Station III deutsche und internationale Forschungsprojekte in der Antarktis. Nur wenige Kilometer entfernt von den beiden Vorgängerstationen wurde sie laut Mitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) über zwei Sommersaisons errichtet und Anfang 2009 fertiggestellt.

In einer Region, die selbst nach antarktischen Verhältnissen noch als dünn besiedelt gilt, führen die Observatorien an der Neumayer-Station III dem AWI zufolge einzigartige Messreihen fort, die bis in die 1980er Jahre zurückgehen. Gleichzeitig kämen Jahr für Jahr neue Forschungsfragen hinzu. Dabei diene die Station auch als Ausgangspunkt für Expeditionen ins antarktische Hinterland, auf denen unter anderem Raupenkettenfahrzeuge und Polarforschungsflugzeuge des AWI zum Einsatz kämen.

"Der antarktische Kontinent trägt die größten Eismassen der Erde, das Südpolarmeer nimmt erhebliche Mengen von CO2und Wärme auf, daher ist die Forschung in dieser Region von elementarer Bedeutung. Um die globalen Veränderungen zu verstehen, sammeln wir an der Neumayer-Station III Daten über lange Zeiträume – von minutengenauen Wetterbeobachtungen bis hin zur Erforschung der Klimageschichte anhand von Eisbohrkernen. Zudem unterstützen wir Beobachtungen der antarktischen Lebensvielfalt, von Pinguinkolonien bis zu den Kaltwasserkorallen unter dem dicken Schelfeis", betont AWI-Direktorin Antje Boetius.  

Im Meteorologie-Observatorium der Station werden laut AWI zum Beispiel regelmäßig Sonden an einem Wetterballon gestartet, um Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Wind und die Verteilung von Ozon in der Atmosphäre zu messen. Weitere Schwerpunkte bilden demnach Forschungen zur Luftchemie, zum Magnetfeld der Erde, zum Meereis und zu einer Kolonie von Kaiserpinguinen. Seit 2017 werde an der Neumayer-Station III unter Projektleitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt das Gewächshaus EDEN-ISS getestet. Es soll neue Wege bereiten, um Nutzpflanzen auch im All und in klimatisch ungünstigen Regionen anbauen zu können. So habe es diesen Winter erstmals regelmäßig frischen Salat für das Überwinterungsteam gegeben.

Außerdem betreibe die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hier eine von weltweit 60 Infraschallstationen, die einen Beitrag zur Kontrolle des Kernwaffenteststopp-Vertrags bildet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist laut AWI ebenfalls an der Neumayer-Station angesiedelt und ermöglicht mit seinen Vorhersagen sicheres Arbeiten auch außerhalb der Station.

Laut Bundesforschungsministerium seien vertiefte Kenntnisse über polare Prozesse notwendig, um das globale Klima und seine Veränderungen besser zu verstehen und Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten.

"Größte und komfortabelste Station der deutschen Antarktisforschung"

Die jetzige Neumayer-Station III ist dem AWI zufolge die größte und komfortabelste Station in der Geschichte der deutschen Antarktisforschung. In den Sommermonaten finden demnach hier rund 50 Personen Platz. Die Überwinterungsteams setzten sich in der Regel aus neun Personen zusammen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Forschungsstationen in der Antarktis beherberge sie so gut wie alle Arbeitsflächen, Aufenthaltsräume und Vorräte zentral unter einem Dach.

Sowohl beim Bau als auch beim Betrieb würden höchste Umweltschutz-Standards berücksichtigt. Die erzeugte Energie bleibe soweit wie möglich in einem geschlossenen System und werde somit optimal genutzt. Wenn die Station ihr vorgesehenes Alter erreicht habe, könne sie zudem bis auf die letzte Schraube rückgebaut werden, sodass die Spuren der Forschung in dieser schützenswerten Region so gering wie möglich blieben. 

gri