Illustration von Bakterien verschiedener Formen, darunter Kokken und stäbchenförmige Bakterien.
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Klassifizierung von Mikroorganismen
Zehntausende Mikroben erhalten neue Namen

Neue Arten werden traditionell von ihren Entdeckern benannt. Künftig könnte die Benennung auch ein Algorithmus übernehmen.

16.10.2022

Forschende aus Österreich und Großbritannien haben mithilfe eines Algorithmus neue Namen für 65.000 bisher namenlose Mikroorganismen präsentiert. Sie holen damit die Klassifizierung und Benennung von einigen neu entdeckten Arten nach, teilte die Universität Innsbruck mit. Es sei die bislang größte Artenbenennung innerhalb einer einzigen wissenschaftlichen Publikation. Die 14.000 Seiten umfassende Artenbeschreibung wurde der Publikation als Datei angehängt.

Dank verbesserter Forschungsmethoden, etwa in der DNA-Sequenzierung, habe die Mikrobiologie in den vergangenen Jahren so viele neue Mikroben entdeckt, dass die Wissenschaft mit der Namensfindung hinterherhinke. Vorübergehend erhielten neu entdeckte Mikroorganismen daher eine Zahlen-Buchstabenfolge anstelle eines Namens. Derzeit betreffe das mehrere Zehntausende Prokaryoten wie Archaen und Bakterien.

Die Forschenden hätten daher ein Computerprogramm entwickelt, das aus lateinischen Bausteinen zusammengesetzte lateinisch klingende Namen generiert, die einzigartig sind, aber keine eigene Bedeutung haben. Das Programm könne so innerhalb weniger Minuten Tausende neue Artennamen vergeben. Dass die Namen keine konkrete Bedeutung haben, passt zu einer naturwissenschaftlichen Tradition, wonach Bakterien unter anderem nach Personen (zum Beispiel Tapinothrix clintonii, nach Bill Clinton), Organisationen (Basfia succiniciproducens, nach dem Chemiekonzern BASF) oder fiktiven Wesen (die Gattung Pokemonas) benannt werden können.

Unabhängig davon hat ein internationales Forscherkonsortium eine neue Nomenklatur-Richtlinie, bestehend aus Prinzipien, Regeln und Empfehlungen, für eine vereinfachte Namensfindung vorgestellt. Die webbasierte Anwendung ordnet neue Mikroben basierend auf ihrer DNA-Sequenz ein und gleicht sie mit bestehenden Datenbanken ab. Das Portal speichert laut Mitteilung zentralisiert alle vergebenen Namen und bekannten DNA-Sequenzen und erleichtere und beschleunige so den Prozess der Benennung neuer Arten. Anders als in der ersten Studie werden die neuen Namen in diesem Fall aber nicht über den Algorithmus, sondern manuell vergeben.

ckr