
Brexit Boris Johnson wird Premier – Wissenschaft fiebert um Brexit-Deal
Ein Brexit-Hardliner hat den Vorsitz der Tory-Partei in Großbritannien bekommen. Hochschulvertreter warnen erneut vor einem EU-Austritt ohne Abkommen.
Boris Johnson hat die britische Regierung angewiesen, ein neues beschleunigtes Visasystem für Wissenschaftler zu entwickeln. Für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland und deren Familien soll es einfacher und attraktiver werden, in Großbritannien zu arbeiten. Das sagte der Premierminister Boris Johnson am Donnerstag gegenüber "BBC News". An der Entwicklung des neuen Visaprozesses seien das Innenministerium und das Wirtschaftsministerium beteiligt.
Die Obergrenze für "Erste-Klasse-Visa" soll für hochqualifizierte Migranten nach Johnsons Plänen abgeschafft werden. Derzeit liege diese bei 2.000 Visa pro Jahr. Auch die Zahl der berechtigten Forschungseinrichtungen und Universitäten, die Kandidatinnen und Kandidaten unterstützen können, soll nach Johnson ausgeweitet werden. Angehörige von ausländischen Forschenden sollen zudem vor der Einreise keinen Arbeitsvertrag mehr vorweisen müssen.
Tonight I announced live on Facebook that we’re changing immigration rules to make it easier for scientists to live and work in the UK. pic.twitter.com/Q6ehSZzivs
— Boris Johnson (@BorisJohnson) 8. August 2019
Derzeit stammt laut BBC etwa die Hälfte der rund 200.000 Beschäftigten im britischen Hochschulwesen aus der EU. Die europäischen Forschenden brauchen bislang kein Visum, um in Großbritannien zu arbeiten. Bei einem Brexit ohne Abkommen müssten sie nach der aktuellen Rechtslage unmittelbar nach dem EU-Austritt Großbritanniens denselben langwierigen und kostspieligen Prozess wie alle Antragsteller durchlaufen. Bei einem Brexit mit Abkommen wäre dies nach einer Übergangsphase ab 2021 der Fall. Die Beantragung eines Visums dauert laut BBC-Bericht derzeit bis zu 100 Tage und koste jeden Antragsteller rund 8.600 Euro.
Hochschulvertreter begrüßten Johnsons Vorstoß. Gleichzeitig warnten sie erneut vor einem No-Deal-Szenario. "Neben einer Einwanderungsreform sind enge Verbindungen zu Forschenden in Europa und Zugang zu EU-Fördermitteln essenziell", sagte etwa Professor Venki Ramakrishnan, Präsident der britischen Royal Society. Ein No-Deal-Brexit bleibe die schlechteste Option für die Wissenschaft.
Auch forderte Ramakrishnan, die Autonomie der Hochschulen nicht zu beschneiden. "Wir sollten unseren Universitäten und Forschungseinrichtungen darin vertrauen, die richtigen Talente auszuwählen, die dafür sorgen, dass Großbritannien eine der führenden Forschungsnationen bleibt."
Johnson wiederholte, er wolle keinen No-Deal-Brexit. Im Falle des Falles werde Großbritannien aber "unter allen Umständen" weiterhin an großen Wissenschaftsprojekten mitwirken. "Wir werden nicht nur an den (EU geförderten) Horizon-Programmen teilnehmen, die neue Regierung ist auch entschlossen, große Wissenschaft zu finanzieren", sagte Johnson.
ckr/kas
Ein Brexit-Hardliner hat den Vorsitz der Tory-Partei in Großbritannien bekommen. Hochschulvertreter warnen erneut vor einem EU-Austritt ohne Abkommen.