Preisträgerinnen desChemie-Nobelpreise Charpentier und Dounda
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Nobelpreise 2020
Charpentier und Doudna erhalten Chemie-Nobelpreis

Der dritte Nobelpreis der Woche ist verliehen. Die Preisträgerinnen haben die Genschere Crispr-Cas9 maßgeblich mit entwickelt.

07.10.2020

Die Genforscherinnen Professorin Emmanuelle Charpentier aus Frankreich und Professorin Jennifer A. Doudna aus den USA haben den Chemie-Nobelpreis 2020 erhalten. Sie werden für die Entwicklung von Methoden zur Erbgut-Veränderung ausgezeichnet. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.

Charpentier ist Direktorin und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Doudna ist an der University of California, Berkely, tätig. Auf die beiden Forscherinnen geht die Genschere Crispr-Cas9 maßgeblich zurück. "Dieses genetische Werkzeug hat eine enorme Kraft, die uns alle betrifft. Es hat nicht nur die Grundlagenforschung revolutioniert, sondern bietet auch neue Möglichkeiten für die Pflanzenzüchtung und wird zu bahnbrechenden neuen medizinischen Behandlungen führen", begründete Claes Gustafsson, Vorsitzender des Nobelausschusses für Chemie, die Entscheidung.

Mit der Genschere Crispr-Cas9 können Forscherinnen und Forscher die DNA von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen an einer bestimmten Stelle durchtrennen und so Gene ausschalten oder an der Schnittstelle neue Abschnitte einfügen. Auf diese Weise lässt sich das Erbgut sehr viel einfacher und schneller verändern als bisher. Die Auszeichnung der beiden Forscherinnen traf auf breite Unterstützung in der Wissenschaft. Auch das Verantwortungsbewusstsein der Genforscherinnen im Hinblick auf den Einsatz ihrer Erkenntnisse wurde gelobt: "Emmanuelle Charpentier und Jennifer A. Doudna haben von Anfang an die ethische und soziale Komponente ihrer Forschung mitbedacht. Das hat mich sehr beeindruckt", sagte etwa Peter Dabrock, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Ethikrats.

Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr pro Kategorie mit zehn Millionen schwedischen Kronen, was umgerechnet rund 950.000 Euro entspricht. Im Vorjahr war es noch eine Million Kronen weniger gewesen. Damals hatten drei Batterieforscher den Chemie-Nobelpreis bekommen, nämlich der in Jena geborene US-Amerikaner John Goodenough, der in Großbritannien geborene Stanley Whittingham und der Japaner Akira Yoshino. Der damals 97-jährige Goodenough war bis heute der älteste Empfänger eines Nobelpreises überhaupt.

Die Verleihung des Chemie-Nobelpreise ist die nach den Auszeichnungen für Physik und Medizin die dritte Verleihung in diesem Jahr. Unter den Preisträgern ist auch der Deutsche Professor Reinhard Genzel, Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München und emiritierter Professor für Physik an der University of California, Berkeley. Ausgezeichnet wurde er am Dienstag für die Erforschung eines Schwarzen Lochs in der Mitte der Milchstraße.

Auszeichnungen mit dem Chemie-Nobelpreis

2019: John B. Goodenough, M. Stanley Whittingham und Akira Yoshino sind für die Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterie ausgezeichnet worden.

2018: Die US-Amerikaner Frances Arnold und George Smith sowie der Brite Gregory Winter haben biotechnologische Methoden entwickelt, mit denen es möglich ist, etwa Biokraftstoffe, Arzneimittel und therapeutisch wirkende Antikörper umweltfreundlich herzustellen.

2017: Der Deutsch-Amerikaner Joachim Frank, der Schweizer Jacques Dubochet und der Brite Richard Henderson entwickelten die Kryo-Elektronenmikroskopie. Damit lassen sich Biomoleküle im Detail untersuchen – etwa dreidimensionale Bilder von Proteinen.

2016: Der Franzose Jean-Pierre Sauvage, der gebürtige Brite James Fraser Stoddart und der Niederländer Bernard Feringa. Sie bauten molekulare Maschinen, etwa künstliche Muskeln und ein Mini-Auto.

2015: Tomas Lindahl (Schweden), Paul Modrich (USA) und Aziz Sancar (USA/Türkei) beschrieben die Erbgut-Reparatur. Diese Erkenntnisse dienen unter anderem zur Suche nach Krebsmedikamenten.

2014: Der deutsche Forscher Stefan Hell sowie die US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner erfanden superauflösende Mikroskope. Damit kann man in lebende Zellen blicken und Abläufe bei Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson beobachten.

kas