

Deutscher Umweltpreis
"Der Klimakrise nicht hilflos ausgeliefert"
Der Deutsche Umweltpreis 2024 zeichnet die Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger und den Unternehmer Thomas Speidel aus, der ein Hochleistungs-Ladesystem für Elektroautos erfunden hat. Sie teilen sich die mit einer halben Million Euro dotierte Auszeichnung zu gleichen Teilen. Unter dem Applaus des Publikums hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Preis am Sonntag übergeben. "Wir sind der Klimakrise nicht hilflos ausgeliefert", betonte Steinmeier bei der Verleihung. "Wir können die Erderwärmung und das Artensterben bremsen." Der Bundespräsident appellierte an alle, für Klimaschutz und Biodiversität "das zu tun, was wir können".
E-Autos schnell geladen
Speidel, der Geschäftsführer der Firma "ads-tec Energy" ist, wurde als Wegbereiter der Energiewende sowie für seinen Unternehmergeist ausgezeichnet. Wie schnell E-Mobilität flächendeckend Wirklichkeit werde, hänge davon ab, "ob wir Mittel und Wege finden, die noch bestehenden technischen und faktischen Hindernisse im Alltag zu überwinden", sagte Steinmeier. Dazu gehöre das noch mangelnde flächendeckende Angebot elektrischer Energiezufuhr. Dafür habe Preisträger Speidel mit seiner etwa Telefonzellen-großen Charge-Box eine Möglichkeit erfunden, mit der ein Auto in etwa zehn Minuten aufgeladen werden könne, lobte der Bundespräsident.
Umweltfolgen von trockengelegten Mooren
Die Leiterin des Greifswald Moor Centrums, Tanneberger, könne konkret darlegen, wie bedeutend intakte Moore für ein gutes Klima und für die Biodiversität seien, sagte Steinmeier. Die Wissenschaftlerin sei eine Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft und eine Treiberin auch der wirtschaftlichen Nutzung von Moornässung, sagte Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die jährlich den Umweltpreis vergibt. Trockengelegte Moore können wieder in nasse Moore umgewandelt und dann zum Anbau von Dämmmaterialien genutzt werden.
Die künstlich trockengelegten Moorflächen seien verantwortlich für weltweit etwa vier Prozent der durch Menschen verursachten jährlichen Treibhausgasemissionen. Moore seien außer für das Klima und die Biodiversität auch für die Wassersicherheit entscheidend, sagte Tanneberger. Sie machten etwa fünf Prozent der Fläche in Deutschland aus. 95 Prozent davon seien entwässert, weltweit etwa 15 Prozent.
Tanneberger will das Preisgeld für eine wissenschaftliche Neugründung ausgeben. "Wir wenden direkt an, was wir erforschen", sagte sie über ihr Institut mit rund 100 Mitarbeitern. Unternehmer Speidel will entweder investieren oder Schulden abzahlen.
Konkretes Handeln für Umwelt auszeichnen
Der Deutsche Umweltpreis gehört zu den höchstdotierten Umweltpreisen in Europa. Gewürdigt werden Leistungen zum Schutz und Erhalt der Umwelt. "Es geht uns darum, mit dieser Ehrung Menschen auszuzeichnen, die im ganz konkreten Handeln in der Wirtschaft oder in der Wissenschaft Lösungen für große Umweltfragen voranbringen", sagte DBU-Generalsekretär Bonde im Vorfeld der Verleihung.
Die DBU wurde 1990 gegründet. Das Stiftungskapital stammt aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG. Es beträgt inzwischen rund 2,48 Milliarden Euro. Seit der Gründung wurden nach eigenen Angaben knapp 11.100 Projekte mit rund 2,07 Milliarden Euro gefördert.
dpa/cpy