Körber-Preis 2024
Durchbruch in der Hirnforschung ausgezeichnet
Die US-Hirnforscherin Professorin Erin Schuman hat am Freitagvormittag im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses den diesjährigen Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft entgegengenommen. Die Auszeichnung ist mit einer Million Euro dotiert. Schuman ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt und sie wurde ausgezeichnet für einen "Durchbruch in der Grundlagenforschung", so die Körber-Stiftung.
Proteinproduktion an den Synapsen entdeckt
Die Stiftung ehrt Schuman als Pionierin der Neurobiologie. Sie habe entdeckt, wie Proteine an den Verbindungsstellen zwischen den Neuronen entstehen. Dieser Mechanismus an den sogenannten Synapsen sei die Grundlage für die Kommunikation zwischen den Neuronen und ermögliche die Speicherung von Erinnerungen und die Entwicklung des Gehirns. Proteine sind die wichtigsten Bestandteile aller Zellen. Sie ermöglichen, dass Milliarden von Neuronen miteinander kommunizieren können.
Vor Schumans Entdeckung war angenommen worden, dass die Proteine in den Zellkörpern der Neuronen hergestellt werden. Da sich beim Lernen die Synapsen einer Nervenzelle veränderten, müssten die Proteine exakt an diese Synapsen gelangen und nicht an die ungefähr 10.000 anderen möglichen Synapsen der Zelle. Bei hunderttausend nötigen Proteinen wäre der "Sortier- und Transportaufwand astronomisch," so Nobelpreisträger Edvard Moser, der das Search Committee des Körber-Preises leitet. Schuman habe das Verständnis des Gehirns revolutioniert, erklärte die Körber-Stiftung.
Suche nach Therapien für Hirnerkrankungen
Mit dem Preisgeld wolle Schuman jetzt krankheitsbedingte Veränderungen der Proteine in den Neuronen untersuchen. Erkenntnisse auf diesem Gebiet könnten zu neuen Behandlungsmethoden führen, hieß es. Störungen der Proteinlevels im Gehirn sind eine wesentliche Ursache für Hirnerkrankungen wie der Huntington-Krankheit, bei der Patienten unter Bewegungsstörungen leiden, oder dem Fragile-X-Syndrom, das sich als geistige Behinderung zeigt. "Es gibt zunehmend Hinweise, dass viele Hirnkrankheiten letztlich Erkrankungen der Synapsen sind", zitierte die Stiftung Schuman.
Preisträgerin will mehr Frauen in Forschung
Die 61-Jährige ist seit 2009 Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Sie wuchs in Kalifornien auf und studierte an der University of Southern California Psychologie und an der Princeton University Neurowissenschaften. Neben ihrer Forschung engagiere sich Schuman für eine Erhöhung des Frauenanteils in der Wissenschaft und für bessere Bildungschancen für Jugendliche. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen habe sie sich intensiv dafür eingesetzt, die Geschichte ihres Instituts im Nationalsozialismus aufzuarbeiten.
Der seit 1985 jährlich vergebene Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft gehört zu den höchstdotierten Forschungspreisen weltweit. Ausgezeichnet werden wichtige Durchbrüche in den Natur- und Humanwissenschaften in Europa. Preisträgerinnen und Preisträger müssen die Summe von einer Million Euro für Forschung und Wissenschaftskommunikation einsetzen, nur zehn Prozent dürfen sie für persönliche Zwecke verwenden.
dpa/cpy