Fahne mit dem Logo der BUA vor Bäumen.
Stefan Klenke

Berliner Forschungsraum
Forschende mit Chancen unzufrieden

Die "Berlin University Alliance" hat ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ihrer Forschungsumgebung befragt. Das Urteil war durchwachsen.

12.11.2024

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wünschen sich in Berlin verlässlichere Karrierewege, eine andere Finanzierung von Forschung und mehr Unterstützung bei der Verwaltung. Jeweils drei Viertel der Befragten beurteilten das Finanzierungssystem sowie die Karrierechancen in der Wissenschaft als "eher schlecht" oder "sehr schlecht". Dies hat das "Berlin Science Survey" ergeben, die der Exzellenzverbund " Berlin University Alliance" (BUA) am Montag veröffentlicht hat. Neben den negativen Einschätzungen bewertete die Mehrzahl der Befragten die BUA allerdings als positiven Einfluss auf den Berliner Forschungsraum.

Der Exzellenzverbund habe den Berliner Forschungsraum internationaler und innovativer gemacht (60 beziehungsweise 52 Prozent der Befragten stimmten zu). Gute 67 Prozent der Umfrageteilnehmenden bewerteten dabei den Einsatz des Verbunds für Open Research als positiv, darunter die freie Zugänglichkeit von Publikationen und Daten im Internet. Vor zwei Jahren seien dies noch 59 Prozent der Befragten gewesen.

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen in der Wissenschaft seien vor allem die Verwaltungsprozesse der jeweiligen BUA-Einrichtung mit über 83 Prozent als negativ bewertet worden. In den Ergebnissen spiegele sich auch die Unzufriedenheit der Postdoktorandinnen und Postdoktoranden. So hätten nur rund 16 Prozent der Befragten dieser Statusgruppe angegeben, die Karrierechancen in der Wissenschaft seien "gut" oder "sehr gut". Der Vergleich mit den Antworten von Befragten anderer Exzellenzuniversitäten zeige, dass die Rahmenbedingungen von allen befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehr ähnlich beurteilt würden und es wohl deutschlandweite Probleme seien.

In welchem Fachgebiet arbeiten die zufriedeneren Berliner Forschenden?

Die Befragung stellte fachliche Unterschiede fest: So reagierten Forschende verschiedener Fächerkulturen unterschiedlich auf die gesetzten Bedingungen und Steuerungsmaßnahmen. Sozial- und Naturwissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler seien beispielsweise etwas zufriedener als ihre Kolleginnen und Kollegen in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Befragung habe ergeben, dass kooperative Umgebungen Innovativität und Produktivität förderten und die Gefahren von Diskriminierung und Machtmissbrauch minderten. Auch sei das Stressempfinden geringer.

Zusammenfassend lasse sich sagen, dass in Deutschland hochmotivierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter "mäßigen Rahmenbedingungen" bestrebt seien, Wissenschaft auf einem hohen Niveau zu betreiben, heißt es in dem Bericht. "Dabei arbeiten sehr viele bis an ihre Belastungsgrenzen", so der Report."

In der diesjährigen zweiten "Berlin Science Survey" der Robert K. Merton Zentrums für Wissenschaftsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin sollten die Effekte der Gründung der BUA auf das Erleben von Forscherinnen und Forschern ermittelt werden. Anfang 2024 wurden daher 2.767 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Berliner Forschungsraum befragt, darunter 2.032 Forschende, die an den BUA-Mitgliedshochschulen beschäftigt sind und 735 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Als Vergleichsgruppe wurden rund 2.470 weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befragt, die an Exzellenzuniversitäten außerhalb Berlins lehren und forschen. Zur BUA gehören die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin und die Charité-Universitätsmedizin Berlin.

cpy