Das Bild zeigt Fritz Renner und Jessica Werthmann, die sich anlachen.
picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth

Kuriose Forschung
Forschung, die zum Lachen und Nachdenken anregt

Zum 35. Mal wurde der Ig-Nobelpreis für kuriose Forschung verliehen. Ausgezeichnet wurde auch ein deutsches Forschungsteam.

19.09.2025

Pizza essende Eidechsen, Knoblauch in der Muttermilch und die Wachstumsrate eines Fingernagels: Zehn wissenschaftliche Studien, die "erst zum Lachen und dann zum Denken anregen" sollen, sind in den USA mit Ig-Nobelpreisen ausgezeichnet worden. Die bereits zum 35. Mal verliehenen undotierten Spaßpreise, vergeben von einer Zeitschrift für kuriose Forschung, sollen nach Veranstalterangaben "das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren". Der Titel des skurrilen Events – Ig-Noble – ist ein Wortspiel: "Ignoble" heißt auf Deutsch etwa "unehrenhaft". Die traditionell schrille Gala fand vor rund 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in einem Universitätsgebäude in der Ostküstenmetropole Boston statt – diesmal mit dem Oberthema "Verdauung". 

Ein Team aus Nigeria, Togo, Italien und Frankreich wurde in der Kategorie Ernährung ausgezeichnet für Untersuchungen darüber, "inwieweit eine bestimmte Art von Eidechse sich aussucht, bestimmte Arten von Pizza zu essen". Ein Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin aus den USA bekamen den Preis in der Kategorie Kinderheilkunde, "für ihre Forschungen dazu, was ein Muttermilch trinkendes Baby erlebt, wenn die Mutter des Babys Knoblauch isst". Der US-amerikanische Medizinprofessor William Bean wurde posthum in der Kategorie Literatur geehrt, weil er rund 35 Jahre lang "beharrlich die Wachstumsrate von einem seiner Fingernägel aufgezeichnet und analysiert" hatte. 

Die Ehrung in der Kategorie Physik ging an ein Team, an dem auch Forschende vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme beteiligt waren. Sie wurden ausgezeichnet "für Entdeckungen zur Physik von Nudelsauce, besonders im Phasenübergang, der zu Verklumpung führen kann, was eine Ursache für Unannehmlichkeiten sein kann".

Freiburger Forschungsteam ausgezeichnet

Das Forschungsteam der Psychologen Dr. Fritz Renner und Dr. Jessica Werthmann von der Universität Freiburg erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Frieden – "dafür, dass sie gezeigt haben, dass das Trinken von Alkohol manchmal die Fähigkeiten eines Menschen verbessert, eine Fremdsprache zu sprechen". Die Idee sei bei einer Fachtagung geboren worden, sagte Renner der Deutschen Presse-Agentur: "Wir haben abends etwas getrunken und festgestellt, dass es leichter fiel, sich auf Englisch zu unterhalten." 

Die Studie entstand bereits vor acht Jahren. Damals arbeiteten Werthmann und Renner in Maastricht. Das Team lud 50 aus Deutschland stammende Studierende ein. Ein Teil von ihnen habe einen alkoholischen Drink, der andere nur ein Glas Wasser bekommen. Danach gab es kurze Gespräche auf Niederländisch, die von Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern bewertet wurden. "Die Auswertung ergab, dass sich die Studierenden nach dem Alkoholgenuss nicht überschätzten und besser abschnitten. Das hat uns sehr überrascht", resümierte Renner.

Werthmann sagte, das 2017 in einer englischsprachigen Fachzeitschrift veröffentlichte Forschungsergebnis dürfe nicht missinterpretiert werden. "Wir wollen nicht dazu raten, Alkohol zu trinken, um Fremdsprachen zu sprechen." Bei dem Test in den Niederlanden gab es demnach nur eine moderate Alkoholdosis. "Der Preis passt zu der Studie. Sie soll zum Lachen und Nachdenken anregen."

dpa/hes