Professor Julian Nida-Rümelin bei einer Bundespressekonferenz im März 2023.
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Reinhard Hesse Preis
Julian Nida-Rümelin erhält Preis für "Freiheit der Wissenschaft"

Die Reinhard Hesse Stiftung ehrt den Philosophen Julian Nida-Rümelin. Er sei ein unabhängiger Geist, der die Dinge unvoreingenommen betrachte.

01.09.2023

Professor Julian Nida-Rümelin erhält den mit 5.000 Euro dotierten Preis "Freiheit der Wissenschaft", den die Reinhard Hesse Stiftung in diesem Jahr zum zweiten Mal vergibt. Das teilten die Stiftung und der Deutsche Hochschulverband (DHV) am Freitag mit. Nida-Rümelin ist Rektor der 2022 gegründeten Humanistischen Hochschule Berlin, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrats und war bis 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie und politische Theorie an der LMU München. Der Philosoph habe eine breit gefächerte Expertise, insbesondere zur Entscheidungs- und Rationalitätstheorie, der theoretischen und angewandten Ethik, der politischen Philosophie und Erkenntnistheorie.

Den Preis erhält der "Public Intellectual" laut Mitteilung, weil er sich "vielfältig und klug" in gegenwärtige gesellschaftliche Debatten einschalte, zum Beispiel zu Bildung, Digitalisierung oder Künstlicher Intelligenz. Mit seiner Kritik an der "Cancel Culture" habe er sich Respekt erworben. Er sei ein "unabhängiger, kritischer Geist", der Diskussionsprozesse anstoße, erklärte der Philosoph und Stiftungsgründer Professor Reinhard Hesse. Nida-Rümelin habe sich kritisch zur Politik in der Corona-Pandemie und im Ukraine-Krieg geäußert und sei dabei "ein freier Denker" geblieben, der "auf der Suche nach Wahrheit und dem richtigen Weg" durch klare Gedankenführung und Worte besteche. Er habe sich auch in Krisenzeiten die Tugend bewahrt, Sachverhalte unvoreingenommen von allen Seiten zu betrachten.

Nida-Rümelin erklärte, es sei für ihn eine ganz besondere Ehre als Preisträger auf Noam Chomsky zu folgen. Dieser hatte die Auszeichnung "Freiheit der Wissenschaft" im vergangenen Jahr als erster erhalten. Er bewundere Chomsky seit seiner Studienzeit, wenngleich er nicht mit allen seinen politischen Stellungnahmen übereinstimme. Die Freiheit der Wissenschaft ist nach Ansicht von Nida-Rümelin heute "durch die Verengung des vermeintlich zulässigen Meinungskorridors, aber auch durch ihre zunehmende Abhängigkeit von ökonomischen und institutionellen Interessen gefährdet". Beides widerspreche dem Kern der Europäischen Universität.

"Sowohl die Demokratie als auch die Wissenschaft profitieren vom konstruktiven Streit, der die Vielfalt unterschiedlicher Positionen und Perspektiven voraussetzt", ergänzte Professor Lambert T. Koch, DHV-Präsident und Kuratoriumsmitglied der 2021 gegründeten Reinhard Hesse Stiftung, dessen Vermögen der DHV verwaltet. Die Stiftung fördert Personen und Organisationen, die sich für die Freiheit der Wissenschaft einsetzen.

ckr