Portraitfoto von Prof. Dr. Anthony Hyman
Körber-Stiftung / Friedrun Reinhold

Zellbiologie
Körber-Preis 2022 geht an Anthony Hyman

Der Pionier der Protein-Kondensate Anthony Hyman erhält den diesjährigen Körber-Preis. Er forscht zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer.

30.06.2022

Professor Anthony Hyman erhält den mit einer Million Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022, teilte die Körber-Stiftung am Donnerstag mit. Der britische Zellbiologe sucht mit seinem Team nach neuen Medikamenten, die neurodegenerative Krankheiten wie ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder Alzheimer heilen könnten. Hyman leitet seit 1999 das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden.

Die von Hyman 2009 entdeckten Protein-Kondensate in Zellen, die winzigen Tropfen ähneln, stellen laut Mitteilung einen völlig neuen Zustand biologischer Materie dar. Die Proteine hätten darin andere Eigenschaften und zeigten ein anderes Verhalten als außerhalb der Kondensate. In gesunden Zellen übernähmen diese regulatorische Funktionen, etwa bei Stress. Altersbedingt sei ihr Abbau oft gestört, wodurch sich in betroffenen Zellen toxische Stoffe ablagern könnten, die neurodegenerative Krankheiten auslösen. Die Erforschung dieser Kondensate sei inzwischen das am schnellsten wachsende Forschungsgebiet der Zellbiologie weltweit.

Hyman selbst erkläre die wissenschaftliche Bedeutung der Kondensatforschung gern am Beispiel eines Dorfes, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner an unterschiedlichen Orten arbeiten, etwa in der Bäckerei oder im Gemüseladen. Ähnlich seien Zellen organisiert: Proteine und RNA einer Zelle arbeiten in bestimmten Zellbereichen zusammen, darunter den Kondensaten, und erfüllen dort unterschiedliche Funktionen. Bei deren Erforschung kombiniere er Konzepte der Molekularbiologie, der physikalischen Chemie und der Physik der weichen Materie, erklärt der Preisträger.

Der Preis zählt zu den weltweit höchstdotierten Forschungspreisen und zeichnet seit 1985 jedes Jahr innovative Forschungsansätze mit hohem Anwendungspotenzial in den Physical oder den Life Sciences in Europa aus. Die Preisverleihung für Hyman findet laut Stiftung am 2. September statt. Im vergangenen Jahr wurde die Chemikerin Clare Grey ausgezeichnet.

ckr