

Wissenschaftskommunikation
Nicht posten ohne nachzudenken
Wie kann Wissenschaftskommunikation effektiv sein und die Bevölkerung erreichen? Diese Frage beleuchtet die Liga Europäischer Forschungsuniversitäten (Leru) in einer aktuellen Veröffentlichung, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei der Kommunikation ihrer Forschung unterstützen möchte. Adressaten müssen der kommunizierten Botschaft vertrauen, sie sollten die Forschenden und ihre Ergebnisse als integer wahrnehmen.
Gerade in den sozialen Medien sei effektive Wissenschaftskommunikation eine Fertigkeit, die nicht von jedem automatisch beherrscht werde. Die oft kurze Form der Inhalte und die interaktive Natur der Plattformen stellen laut der am Dienstag veröffentlichten Handreichung besondere Herausforderungen für die Kommunikation dar. Hochschulen und Forschungsinstitutionen sollten ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei anleiten, wie sie im Internet kommunizieren.
Zentraler Teil des Leru-Papiers ist eine Checkliste für Forschende, die mit Journalistinnen und Journalisten umgehen oder selbst Inhalte für soziale Medien vorbereiten. Gerade hinsichtlich der sozialen Medien mahnt der Verbund Vorsicht an: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten sich fragen, ob das gewählte Thema für eine Verbreitung in sozialen Medien geeignet ist und welche Folgen es haben könnte, dass der oder die Forschende darüber berichtet. Die Kommunikation sollte genau geplant werden, um sicherzustellen, dass die Inhalte stimmen und nuanciert sind. Überhastete und wenig durchdachte Reaktionen sollen erkennbar vermieden werden, ebenso wie Stellungnahmen zu Themen, die nicht zur unmittelbaren Expertise des Wissenschaftlers oder der Wissenschaftlerin gehören. Private und berufliche Ansichten seien klar zu trennen und es müsste gut überlegt sein, ob als Plattform persönliche Accounts oder lieber institutionelle Kanäle genutzt werden sollten.
Lehren aus der Pandemie
Die Handreichung spiegelt die Erfahrung der Corona-Pandemie. Während dieser habe das Interesse an wissenschaftlichen Themen sehr plötzlich stark zugenommen. Dies habe, so Dr. Rhys Morgan von der Universität Cambridge und Hauptautor der Handreichung, dazu geführt, dass Forschende unerwartet und unvorbereitet persönlich im Zentrum des Interesses gestanden hätten. Universitäten müssten Forschende dabei unterstützen, integre Wissenschaftskommunikation zu erlernen, um sie auf eine solche Situation vorzubereiten, wie Morgan in einer Mitteilung erläutert. Dazu sollten sie Trainings anbieten, sich aber auch ideell für Integrität in Forschung und Forschungskommunikation engagieren.
Wichtig für eine integre Wissenschaftskommunikation sei neben dem vorsichtigen Umgang mit sozialen Medien auch, dass Unsicherheiten innerhalb der Forschung klar vermittelt würden, ohne sie beispielsweise herunterzuspielen. Es müsse eine Offenheit in der Kommunikation geben, etwa indem Ergebnisse nicht überdimensioniert dargestellt, Interessenskonflikte kommuniziert und alle an der Forschung beteiligten Personen genannt werden.
Zu Leru gehören 24 Universitäten, darunter aus Deutschland die Universitäten Freiburg und Heidelberg, sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Verbund wurde im Jahr 2002 gegründet. Die Handreichung mit dem Titel "Communicating with integrity" kann online eingesehen werden.
cpy