Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson
Nobel Prize

Nobelpreiswoche
Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson erhalten Preis für Wirtschaft

Eine der höchstdotierten Preise für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an zwei US-Ökonomen. Sie forschen zur Theorie von Auktionen.

12.10.2020

Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson haben den Preis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Ausgezeichnet wurden die Professoren aus den USA für ihre Forschung zur Theorie von Auktionen und für die Entwicklung neuer Auktionsformate. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt.

"Sie haben ihre Erkenntnisse genutzt, um neue Auktionsformate für Waren und Dienstleistungen zu entwickeln, die auf traditionelle Weise schwer zu verkaufen sind. Von ihren Erkenntnissen profitieren Verkäufer, Kunden und Steuerzahlern auf der ganzen Welt", begründete die Akademie ihre Entscheidung.

Wilson zeigte in seiner Forschung, warum rational handelnde Bieter bei Auktionen für Objekte mit einem gemeinsamen Wert, wie etwa bei Bodenschätzen, dazu neigten, Gebote unterhalb ihrer Schätzung für den gemeinsamen Wert abzugeben: Sie fürchteten den Fluch der Gewinner ("winner's curse"), also zu viel zu bezahlen und schlecht wegzukommen. Milgrom entwickelte eine weitergehende Theorie, die auch private Werte umfasste, die sich von Bieter zu Bieter unterscheiden.

Milgrom ist 1948 in Detroit geboren, Wilson 1937 in Geneva im US-Staat Nebraska. Wie bei US-Preisträgern üblich, erreichte sie die Nachricht von der Auszeichnung wegen der Zeitverschiebung am frühen Morgen. "Das sind sehr erfreuliche Neuigkeiten", sagte Wilson, als ihn die Stockholmer Akademie telefonisch zuschaltete. Er verriet, dass er selbst niemals aktiv an einer Auktion teilgenommen habe, schränkte dann aber ein: "Meine Frau weist mich darauf hin, dass wir Skischuhe auf Ebay gekauft haben. Ich denke, das war eine Auktion."

Mit der Vergabe des Preises an Milgrom und Wilson sind alle Nobelpreisträger verkündet worden. Alle Preise sind in diesem Jahr pro Kategorie mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 960.000 Euro) dotiert, das ist eine Million Kronen mehr als 2019. Damals waren die drei Ökonomen Esther Duflo, Abhijit Banerjee und Michael Kremer für ihre Verdienste im Kampf gegen die globale Armut ausgezeichnet worden. Duflo ist die bisher erst zweite Frau unter den Preisträgern in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften gewesen.

Preis für Wirtschaft seit 60er Jahren vergeben

Der Wirtschaftsnobelpreis geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel zurück. Er wird vielmehr seit Ende der 60er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Trotzdem wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Diesmal finden die sonst so feierlichen Nobelpreisverleihungen in Stockholm und Oslo wegen der Corona-Pandemie in anderem und deutlich kleinerem Rahmen statt. In Stockholm, wo alle Preise bis auf den Friedensnobelpreis überreicht werden, ist statt der prunkvollen Zeremonie im Konzerthaus diesmal eine aus dem Rathaus übertragene Verleihung geplant, auf der die Preisträger aus ihrer jeweiligen Heimat zugeschaltet werden sollen.

Seit der ersten Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises 1969 war bisher erst ein Deutscher unter den Preisträgern: Der Bonner Wissenschaftler Professor Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.

kas/dpa