Eine Forscherin arbeitet im Labor an einer Zellkultur.
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Vereinigte Staaten von Amerika
So arbeiten internationale Postdocs in den USA

Sie werden schlechter bezahlt und dürfen seltener kooperieren: Internationale Postdocs müssen in den Vereinigten Staaten zurückstecken.

05.09.2024

Ausländische Postdocs erhalten in US-Amerika niedrigere Gehälter und Fördergelder, geringere Betreuung, weniger Lehraufträge und sie werden seltener bei Gemeinschaftsprojekten berücksichtigt als ihre amerikanischen Kolleginnen und Kollegen. Derweil sind sie produktiver in der Forschung und publizieren mehr. Dies hat eine Studie belegt, die im August in der Fachzeitschrift "Research Policy" erschienen ist. Das Onlinemagazin "University World News" hat am Dienstag über die Studienergebnisse berichtet.

Internationale Postdocs in der Mehrzahl

Mehr als die Hälfte aller Postdoktorandinnen und Postdoktoranden halten sich in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) mit zeitlich begrenzten Aufenthaltstiteln auf. Von diesen haben die meisten ihren Doktortitel außerhalb der USA erworben. Forscherinnen der Boston University haben in einer neuen Studie für die MINT-Fächer festgestellt, dass sich die Erfahrung der Postdoktorandinnen und Postdoktoranden mit begrenztem Aufenthaltstitel deutlich hinter den Erlebnissen ihrer einheimischen Kolleginnen und Kollegen und von Personen mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung zurückbleibt.

Die Differenz in Bezahlung und Teilhabe seien besonders ausgeprägt zwischen Postdocs, die nur vorübergehend in den USA leben und Einheimischen mit Abschlüssen von amerikanischen Hochschulen. Sie lägen auch in den Visaregelungen begründet, die etwa verhinderten, dass internationale Postdoktoranden neben ihrer Hochschulkarriere als Beraterinnen und Berater arbeiten. Indem sie nur für die Hochschulen arbeiten dürften, sei ihre Position in Verhandlungen über Gehalt und Ausgleichsleistungen schwach. Auch Lehrerfahrung könnten sie seltener sammeln: Während 28 Prozent der amerikanischen Postdocs der Umfrage zufolge in der Lehre beschäftigt waren, traf dies nur auf 20 Prozent der internationalen Postdocs mit amerikanischen Doktortiteln zu. Bei den internationalen Postdocs, die sich an Hochschulen außerhalb der USA promoviert hatten, waren es demnach nur gute 16 Prozent.

US-Wissenschaft schadet sich selbst

Schlechte Arbeitsbedingungen unter Postdoktorandinnen und Postdoktoranden können der amerikanischen Wissenschaft schaden, so die Studienautorinnen. Postdocs leisteten einen signifikanten Beitrag zu Forschung und Innovation. In den MINT-Fächern stammen laut der Studie 86 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen von Postdoktorandinnen und Postdoktoranden. Es sei wichtig, dass sie die Postdoc-Phase positiv erlebten und weiterhin viel publizierten. Sie könnten zukünftige Postdoktorandinnen und Postdoktoranden motivieren, ebenfalls in die USA zu kommen und vielleicht sogar dort zu bleiben, wie Studienautorin Professorin Shulamit Kahn gegenüber "University World News" angab.

Eine internationale Umfrage des Fachblatts "Nature" hatte im Herbst vergangenen Jahr ergeben, dass nur knapp die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihrer Postdoc-Stelle zufrieden waren. Im Sommer 2023 hatten mehr als 50 Prozent der internationale und deutsche Postdoktorandinnen und Postdoktoranden an Max-Planck-Instituten (MPI) angegeben, dass sie leichte depressive Symptome haben. Sie waren zu ihren Arbeits-, Karriere- und Lebensbedingungen befragt worden.

Die Autorinnen der amerikanischen Studie haben Fragebögen von 2.800 Postdocs aus den MINT-Fächern analysiert, die diese 2017 bei der "Early Career Doctoral Survey" des "National Center for Science and Engineering Statistics" eingereicht hatten. Um die genannten negativen Unterschiede zu mildern, empfehlen die Forscherinnen, eine bessere inhaltliche Passung zwischen dem Nachwuchsforschenden und dem betreuenden Wissenschaftler oder der betreuenden Wissenschaftlerin. Es schwäche die Unterschiede zusätzlich, wenn die Muttersprache des Postdocs Englisch sei.

cpy