Eine Person überreicht einer anderen ein Dokument
mauritius images/Photo Alto/Frederic Cirou

Langzeitstudie
Berufung als Beamter auf Lebenszeit immer seltener

Alle zwei Jahre untersucht der Deutsche Hochschulverband die Berufungspraxis an den Universitäten. Ein Überblick über die aktuellen Trends.

Von Hubert Detmer 04.02.2019

Seit der letzten Erhebung vor zwei Jahren ist der Anteil der Berufungen in ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit deutlich gesunken (insgesamt nur noch 67 Prozent). Der Langzeitwert liegt demgegenüber bei 74 Prozent. Zugenommen hat hingegen die Zahl der in unbefristete Angestelltenverhältnisse berufenen Professorinnen und Professoren (14 Prozent gegenüber 8,7 Prozent im Langzeitmittel).

Keine größeren Abweichungen gab es – was ausweislich der allgegenwärtigen Diskussion um "Tenure Tracks" doch erstaunt – in puncto der Beamtenverhältnisse auf Zeit (circa 15 Prozent).

Das Verhandlungsklima bleibt auf einem weitgehend hohen Niveau. circa 84 Prozent der Befragten beurteilen die Verhandlungsatmosphäre mit einem sehr gut (47,7 Prozent) beziehungsweise einem gut (36,5 Prozent).

"Die Dauer der Verhandlungen wird als sehr zügig beschrieben [...] Ganz anders das Ergebnis bei der ebenfalls abgefragten Dauer des gesamten Verfahrens."

Die Dauer der Verhandlungen wird nach wie vor als sehr zügig beschrieben. Festzuhalten bleibt, dass circa 88 Prozent aller Verhandlungen in einem Zeitraum bis zu sechs Monaten abgeschlossen waren. Beeindruckend ist nach wie vor, dass circa 43 Prozent aller Verhandlungen sogar in einer Zeitspanne von bis zu drei Monaten finalisiert werden.

Ganz anders das Ergebnis bei der ebenfalls abgefragten Dauer des gesamten Verfahrens – also von der Ausschreibung bis zur eigentlichen Rufannahme: Hier waren im Beobachtungszeitraum Oktober 2016 bis Oktober 2018 lediglich 26 Prozent aller Verfahren binnen 12 Monaten abgeschlossen und lediglich weitere 34 Prozent innerhalb von 18 Monaten. Immerhin in 36 Prozent wurde die Verfahrensdauer mit länger als 18 Monaten angegeben (im Langzeitschnitt 30 Prozent).

Geisteswissenschaften

Herzstück der Befragung ist die fächerspezifische Ausstattung. Im Vergleich zum Langzeitmittel hat sich die Ausstattungssituation in den Geisteswissenschaften durchaus verbessert:

  • Investitionsmittel: 66.790 Euro
  • Laufende Mittel: 10.520 Euro
  • Wissenschaftliches Personal: 1,64
  • Nichtwissenschaftliches Personal: 0,65
  • Räume: 2,60
  • (Langzeitmittel: 55.570 Euro /11.510 Euro/1,44/0,58/3,18)

Mathematik/Naturwissenschaften

In den Mathematisch/Naturwissenschaftlichen Fächern hält der Trend der langsam wachsenden Ausstattungspakete an:

  • Investitionsmittel: 387.460 Euro
  • Laufende Mittel: 27.800 Euro
  • Wissenschaftliches Personal: 2,30
  • Nichtwissenschaftliches Personal: 1,33
  • Räume: 6,33

Diese zum Teil deutlichen Wachstumszahlen haben auch dafür gesorgt, dass das Langzeitmittel angestiegen ist (321.999 Euro/27.300 Euro/2,20/1,34/ 6,34 Räume). Zu beobachten ist nach wie vor, dass in einigen Fällen an die Stelle von zugeordneten Personalstellen Geldmittel zur Finanzierung entsprechender Stellenanteile getreten sind.

Wirtschaftswissenschaften

Ein etwas disparates Bild zeichnet sich demgegenüber im Bereich der Wirtschaftswissenschaften ab:

  • Investitionsmittel: 61.790 Euro
  • Laufende Mittel: 12.310 Euro
  • Wissenschaftliches Personal: 1,79
  • Nichtwissenschaftliches Personal: 0,63
  • Räume: 3,30

Auffällig ist hierbei der deutlich niedrigere Wert bei den zugewiesenen Räumlichkeiten im Vergleich zum sogenannten Langzeitmittel (Investitionsmittel: 56.940 Euro / Laufende Mittel: 12.470 Euro / Wissenschaftliches Personal: 2,03 / Nichtwissenschaftliches Personal: 0,61 / Räume: 4,47).

Im Bereich der Ingenieurwissenschaften gibt es traditionell große Unterschiede bei der Frage, welche Ausstattung mit Erfolg verhandelt werden kann. Aus diesem Grund werden an dieser Stelle nur die "neuen" Langzeitmittelwerte publiziert.

  • Investitionsmittel: 281.410 Euro
  • Laufende Mittel: 30.340 Euro
  • Wissenschaftliches Personal: 2,73
  • Nichtwissenschaftliches Personal: 1,54
  • Räume: 7,02

Medizin

Vergleichbares gilt im Bereich der Medizin:

  • Investitionsmittel: 211.960 Euro
  • Laufende Mittel: 47.960 Euro
  • Wissenschaftliches Personal: 2,19
  • Nichtwissenschaftliches Personal: 1,40
  • Räume: 4,25

Rechtswissenschaften

Last but not least kann auch die Rechtswissenschaft trotz erheblicher Zuwächse innerhalb der letzten zwei Jahre bei den investiven Mitteln (durchschnittlich 80 000 Euro) bezogen auf das hier veröffentlichte Langzeitmittel nicht mit größeren Abweichungen aufwarten.

  • Investitionsmittel: 51.670 Euro
  • Laufende Mittel: 14.760 Euro
  • Wissenschaftliches Personal: 1,79
  • Nichtwissenschaftliches Personal: 0,67
  • Räume: 4,20

Berufungsverhandlungen bleiben dynamisch. Ein Trend ist über alle Fächergruppen hinweg das Ansteigen der Investitionsmittel. Demgegenüber steht die anscheinend deutlich schwieriger zu beantwortende Frage, ob man eine ausreichende Raumausstattung erhält. Machen sich hier erste Strukturprobleme bemerkbar, oder ist es tatsächlich so, dass sich der milliardenschwere Sanierungsstau an deutschen Universitäten im konkreten Berufungsgeschäft niederschlägt?